Kolumne 122

1.10.2014

Martin Reichert Erwachsen

Die Orgien der um die Vierzigjährigen

BESUCH BEIM STREET-FOOD-EVENT: KARTOFFELPUFFER MIT SEETANG, „SURF & TURF“-BURGER, WIENER-SCHNITZEL-ZITAT MIT KARTOFFELSALAT Wenn Essen der Sex des Alters ist, dann handelt es sich bei den neuerdings in deutschen Großstädten orchestrierten „Street-Food“-Events um Orgien der um die Vierzigjährigen. In Berlin trifft man sich zu solchen Gelagen auf Märkten, neu belebten Markthallen und seit einiger Zeit auch an Sonntagen in heruntergekommen Lagerhallen, die sich in unmittelbarer Nähe zu jenen Clubs befinden, die man früher selbst aufgesucht hat. Bis zum Morgengrauen. Oder sogar bis übermorgen.

Auch seinerzeit gab es Street-Food, um auf dem Nachhauseweg die Magenwände zu beruhigen. Zwei Cheeseburger mit Pommes. Fettige Döner mit Knoblauchsoße und Zwiebeln, Currywürste. Real Berlin-Street-Food eben. Das, was da ist. Und das, was man sich leisten kann.

Nach einem Döner mit Knoblauchsoße und Zwiebeln Sex zu haben, hat sich nun noch nie wirklich empfohlen. Und doch haben sich die früheren Clubgänger erstaunlich erfolgreich fortgepflanzt, wie man bei den Street-Food-Events beobachten kann. Kinder und Kinderwagen gibt es hier en masse – und „Street-Food“ bedeutet dann eben auch, dass den Kleinen überall die Brust gereicht wird. Neuester Trend: Die Säugung wird mit einem riesigem Schal abgedeckt, eine Art Burka-Pieta im öffentlichen Raum. Um andere nicht zu stören oder um die Privatsphäre des Kindes nicht zu verletzen?

Rätselhaft. So rätselhaft, wie die Veranstaltung an sich: Menschen sind hier bereit, stundenlang für zwei kleine Kartoffelpuffer mit Seetang-Topping anzustehen und dafür sechs Euro zu bezahlen. Weil es sich dabei um „Street-Food“ aus Kambodscha handelt. Menschen campieren geradezu vor einem Stand, der „Surf & Turf“-Burger für acht Euro anbietet und trinken Weißwein, der mit schlappen fünf Euro pro Glas veranschlagt wird.

Man konsumiert also überteuerte Häppchen, für die man andernorts eine komplette Mahlzeit bekäme – sehr zum Befremden meines Besuchs aus dem Balkan. Befremden? Entsetzen: Sieben Euro für ein Wiener-Schnitzel-Zitat mit Kartoffelsalat? Und selbstverständlich danach immer noch Hunger. Der Ausflug in die Street-Food-Installation endete dann bei einer weltberühmten Berliner Curry-Wurst-Schmiede, deren Erfolg darauf beruht, dass die Ware aufgrund des Dauer- und Massenbetriebs immer frisch ist. Aber nun gab es ein neues Problem mit dem Besuch: Um sich den offenbar üblichen hiesigen Gepflogenheiten anzupassen, machte der Besuch ein Event aus der Bestellung besagter Currywurst. „What kind of meat is in that sausage? Is ist ecological?; What kind of drinks do you offer?“; „Are the Fries double-fried?“.

Hätte nur noch die Frage nach einem Seetang-Topping gefehlt. Selten sah ich die Berliner Damen des legendären Imbisses ähnlich nahe einem Herzinfarkt, während die Schlange hinter uns wuchs. Wer also ein authentisches Street-Food-Gefühl zu ganz normalen Preisen haben möchte, muss nur ein entsprechendes Buhei machen und Schlangen verursachen. Das ist total sexy, und satt wird man nebenbei auch noch.

Kolumne 121

17.9.2014

Martin Reichert Erwachsen

Es lebe der Rock ’n’ Roll

IN PARIS UND BERLIN ÄHNELN SICH DIE CAFÉS UND DIE, DIE DARIN SITZEN, UM ZU ARBEITEN – UND DIE FRIEDHÖFE AUCH

Über Berlin und Paris in einer Kolumne zu sprechen ist ungefähr so, als ob man Arte einschaltet. Man macht es selten, aber wenn, dann kann man Überraschungen erleben.

In Montmartre in einem Straßencafé zu sitzen, um einen Text zu verfassen, der tatsächlich gedruckt wird, und dabei Kette zu rauchen, ist wiederum ein Klischee. Und irgendwie peinlich. Während ich genau das tue, gucken die Leute komisch. Besonders die Touristen, die mich ganz gerührt betrachten, weil sie denken, dass ich einer der wenigen Einheimischen bin, die sich hier in diesem doch etwas sehr malerischen Viertel von Paris mit womöglich ambitioniertem Geschreibsel verdingen. Einer, der es in seiner schäbigen Dachkammer nicht mehr ausgehalten hat und nun bei einem kleinen Allongé stundenlang ; während die wenigen wirklichen Einheimischen denken, dass ich hier wie ein Depp herumsitze, der einen Kurs für „Creative Writing“ an der University of Kansas absolviert hat und mal besser aufpassen sollte, dass mir mein Mac nicht gleich unter dem Arsch weggeklaut wird. Das Café heißt auch noch LE NAZI. Nur bei näherem Hinsehen merkt man, dass es „Le Nazir“ heißt.

Aber es sollte ja auch um die Toten gehen und nicht um die Arbeit. Ich bin hier ja nur zu Besuch und im Urlaub und deshalb habe ich heute zum ersten Mal nach zwanzig Jahren Jim Morrison besucht, der nunmehr offensichtlich eingezäunt wurde. Rund um seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof Père Lachaise wurden portable Metallgitter angebracht. Womöglich, damit die umliegenden Gräber auf dem malerischen Promi-Friedhof nicht von Abertausenden von Touristen, wie ich es einer bin, zermalmt werden. In meiner Anwesenheit beerdigt wurde eine Dame mit Smokey-Eyes und Big Hair, die offensichtlich ihr Geld mit Gesang in den Sechzigern verdient hatte. Die Gäste trugen schwarze Rollkragen-Pullover & Jackett sowie Twin-Set & High Heels.

Die Gemeinsamkeit zwischen Paris und Berlin besteht nun darin, dass es auch in Berlin schöne Friedhöfe gibt, auf denen Prominente beerdigt wurden und werden. Unlängst besuchte ich den St.-Matthäus-Friedhof in Berlin-Schöneberg. Die Adresse hatte ich einem zufällig herumliegenden Reiseführer entnommen. So wie auch die Information, dass dort Rio Reiser begraben läge und es im Eingangsbereich ein hübsches kleines Café gäbe, in dem selbstgemachter Kuchen serviert würde.

Rio Reiser habe ich nicht gefunden, aber der Kuchen schmeckte gut. In meiner Anwesenheit beerdigt wurde ein Herr (oder eine Dame?), der oder die etwas mit Kreuzberg, Rock ’n’ Roll und den Achtzigern zu tun hatte. Die Gäste trugen Kutte, Tatoos und Dosen mit Jeam Beam & Coke.

Darüber hätte man auch etwas Schönes schreiben können. Und in Berlin hätte ich das auch ganz unauffällig bewerkstelligen können, indem ich in das legendäre Internetcafé „St. Oberholz“ am Rosenthaler Platz gegangen wäre. Die Frage aber, die mir viel mehr unter den Nägeln brennt, ist folgende: Warum sucht man ab einem bestimmten Alter den Rock ’n’ Roll nur noch auf Friedhöfen?

 

Kolumne 120

3.9.2014

Martin Reichert Erwachsen

Neulich in Euro-Disneyworld

BIST DU TOURIST ODER SCHON AUTOCHTHONEN-DARSTELLER? EGAL, UNTERWEGS SIND JA ALLE IRGENDWIE

Wer reist, verliert sich ein wenig; doch auch die Einheimischen wissen mitunter nicht mehr, wer sie gerade sind. Als Bewohner eines Berliner „In“-Bezirks beginnt die Verwirrung bereits, wenn man morgens das Haus verlässt, um Richtung Flughafen zu eilen: Benutzt man für den Transport seines kleinen Gepäcks einen Rollkoffer, ist man sofort feindseligen Blicken von just Zugezogenen ausgeliefert: „Aha, da ist wieder einer von diesen Heuschrecken-Touris.“ Worauf man ihnen schlecht gelaunt „Ich habe hier schon gentrifiziert, als du noch Gameboy gespielt hast“ zurufen möchte. Muss man morgens im fleckigen Bademantel zum nächsten Backshop latschen, um noch als Einheimischer respektiert zu werden? Und wo sind eigentlich die Neuköllner Backshops geblieben?

Nur wenig später – der Rollkoffer ist unauffällig im Bahnhofsschließfach verstaut – wandele ich mit meiner mediterran ausschauenden Begleitung über die Touristenautobahn Venedigs – prompt kommt es zu erneuten Missverständnissen, wird er doch andauernd und zielsicher von deutschen Touristen nach dem richtigen Weg gefragt. Ob es an dem gestreiften T-Shirt von American Apparel lag, das ihn, den Slowenen, quasi unbewusst zu einem Gondolieri mutieren ließ, der doch sicher auch den letzten Canale kennen musste wie seine Westentasche? Die wahren Einheimischen erkennt man allerdings eigentlich an ihrer Hassfresse und nicht an ihren T-Shirts: Wer könnte ihnen verübeln, diese im Weg stehenden, stolpernden Massen nicht mehr sehen zu wollen.

In Triest, der etwas tristen istrischen Hafenstadt, standen wir dann wieder mit sicheren Füßen auf dem Boden, denn der Tourismus macht hier gerade eine Verschnaufpause – niemand bemüht sich her, obwohl die Stadt über den womöglich schönsten Platz mit Meerblick Europas verfügt. Doch nur eine Station weiter, in der slowenischen Kapitale Ljubljana, ist die Verwirrung schon wieder komplett. Auf einem der großen Plätze der Stadt tun Slowenen so, als seien sie Römer. Sie tragen Togen und irdene Krüge umher, um zu Zwecken der Touristenbespaßung die römische Stadt Emona zu simulieren, auf deren Schutt und Asche Ljubljana einst errichtet wurde. Die Stadt insgesamt wiederum tut auf Geheiß ihres langjährigen Bürgermeisters so, als sei sie Salzburg, was die Einheimischen kaum noch aushalten können. Sie fühlen sich als Geiseln des touristischen Marketings, die in einem Schmuckkästchen gefangen gehalten werden.

Wer hier „Authentisches“ sucht, muss auf der Hut sein. So geriet der Besuch einer Cevapcinica zu einem zwar schmackhaften, aber doch seltsamen Erlebnis: Auf die freundliche Frage, warum denn die bestellte Flaschencola nicht im geöffneten Zustand gereicht werde, antwortete die Bedienung: „Dies hier soll eine bosnische Cevapcinica sein, und da man dort Flaschen geschlossen serviert, sollen wir das hier auch so machen.“

Richtig wohl in unserer Haut fühlten wir uns erst wieder, als wir nach unserer Rückkehr vom Flughafen bei McDonald’s am Berliner Hermannplatz hockten. Abendessen. Hier weiß wenigsten jeder, wer er ist.

Kolumne 119

20.8.2014

Martin Reichert Erwachsen

Wenn der Sommer geht

IM SÜDWESTEN MARKIEREN WEINFESTE DIE HAUPTBALZZEIT. EINE BEGEGNUNG MIT DER UNSCHULD FRÜHERER TAGE

Können Sie sich noch an Ihre Sandkastenliebe erinnern? Meine war eine Frau – und ich bin ihr gerade zufällig über den Weg gelaufen. Nicht ganz zufällig vielleicht, denn sie lebt noch immer in jenem Ort in Südwestdeutschland, in dem ich geboren wurde. Einmal im Jahr, wenn der Sommer geht, gibt es dort ein Weinfest, bei dem auf dem Markplatz Schweine geröstet und unzählige Fuder Wein konsumiert werden. Der Schweine wegen hat sich in den letzten Jahren Protest geregt, vonseiten der Veganer, und was den Wein angeht, ist nun die sogenannte „Flaschenmitnahme“ strengstens untersagt – was bedeutet, dass es nicht erlaubt ist, festfremde Flaschen von zu Hause im Rucksack einzuschmuggeln.

Diese Gemeinschaft stiftenden Feste aus der Nachkriegszeit gibt es ja überall in Deutschland – ob sie nun „Reiterball in Schlitz“ oder „Wäldcheskerb“ heißen –, aber dieses hier ist nun ganz besonders, weil es das größte Fest meiner Kindheit war. Bis auf den Veganerprotest ist auch alles auf beruhigende Weise beim Alten geblieben. Die Menschen, die man noch erkennt, sehen aus wie schlechter gewordene Kopien ihrer selbst – und meine Sandkastenliebe sieht nun aus wie ihre Mutter. Weil ich beide sehr gerne mag, war die Begegnung zwar zunächst verwirrend, aber auf jeden Fall von Herzlichkeit geprägt: „Was machen Sie, äh, du denn hier.“

Es war Glaspfand, mit dem meine Sandkastenfreundin und ich uns damals das „Kirmesgeld“ verdient hatten. Die in der Umgebung stationierten US-Soldaten hatten den Dollar locker in der Tasche sitzen und ließen ihre Gläser stehen. So konnten wir jeden Tag Karussell fahren, bis uns schwindelig war. Alles drehte sich, immer wieder und immer höher und im Hintergrund sang Blondie „Heart of Glass“. Einmal standen meine Sandkastenfreundin, ihre Mutter und ich an der „Berg-und-Talbahn“ und beobachteten ungläubig ein junges Pärchen, das sich lange küsste. Ihre Mutter sagte nur: „Ach, ihr zwei wisst noch gar nicht, wie schön das ist.“

So viele Zungenküsse und Schlimmeres später hatte ich das alles schon fast vergessen, und auch, dass ich eine Sandkastenliebe hatte. Denn das hatte sie mir gesagt an diesem Abend, „Du, du warst meine Sandkastenliebe.“ Wenn ich richtig rechne, sind wir beide heute so alt, wie ihre Mutter damals war, als sie uns das mit dem Küssen versuchte zu erklären.

Nach einigen weiteren festeigenen Flaschen saß ich mit meinen Freunden aus Berlin, die der Schweine und des Moselweins wegen mitgekommen waren, auf einem Karussell mit lauter US-Soldaten, die, von den Narben abgesehen, wie Kinder aussahen. Und weil der Abend so schön war und alles sich so schön drehte, überredete ich meinen besten schwulen Freund, mit mir „Berg-und-Talbahn“ zu fahren. Wir waren die einzigen Gäste und alles drehte sich immer höher und immer schneller und im Hintergrund sang Lady Gaga.

Zurück in Berlin tut mir die ganze linke Seite weh von der „Berg-und-Talbahn“ und in der Hosentasche habe ich unzählige nicht eingelöste Pfandflaschenbons gefunden. Aber nach allem bin ich sicher, dass ich schon als Kind wusste, was Liebe ist.

Kolumne 118

6.8.2014

Martin Reichert Erwachsen

Wie im späten Rom

ZEHN JAHRE TRÄNEN, TECHNO, WUMM-WUMM, DROGEN, ORGIEN, STEUERUNTERLAGEN – HAPPY BIRTHDAY, BERGHAIN!

Der Berliner Club Berghain hat Geburtstag – und ist mit seinen zehn Jahren immer noch nicht alt genug, um Einlass in sich selbst zu bekommen. Aber wozu auch: Die halbe Welt steht Schlange vor der Tür, begutachtet von Türstehern, die längst einen Promi-Status haben und Bücher schreiben.

Zehn Jahre Berghain, der Blick zurück ergibt: Wenigstens dieses Schlangestehen ist mir in meinem Leben erspart geblieben – dank antizyklischer Nutzung. Denn stets wenn ich im Berghain fertig war und nach Hause wollte, fingen die anderen erst an. Mit Schlangestehen. Aufgeregt schnatternde spanische Anglistik-Studentinnen, tapfer-cool dreinschauende Bart-Boys aus Down Under und wo sie noch alle herkamen, bunter getrieben wird es wohl nur noch beim päpstlichen Weltjugendtag.

Dramen konnte man da erleben, wenn man kurz nach Mitternacht am Taxistand auf weinende junge Menschen traf, die es nicht hineingeschafft hatten, die abgewiesen wurden. Halb tränenerstickt nur noch in der Lage „Watergate, please“ zu stammeln. Auch erinnere ich den laut geschrienen Satz „I PAYED FUCKING 1.200 DOLLARS FOR THE FLIGHT AND NOW THEY DON’T LET ME IN!“. Was hat man falsch gemacht? Aura verschattet? Falsches T-Shirt? Schlimm, besonders wenn direkt daneben gerade erst die Wurstbude aufmacht, die Nacht beginnt.

Nein, ich habe es mit dem Berghain meist so gehalten wie mit dem Urlaub – erst dann fahren, wenn die Schulferien wirklich beendet sind. Der Einlass zu den schwulen Sexpartys im Lab.Oratory, erreichbar über einen Seiteneingang, ist bereits am frühen Abend, und wenn man gut organisiert ist, liegt man rechtzeitig zu den Spätnachrichten im Bett. Techno, Wummer-Wummer, Drogen, Sex, Orgie – und dann nach Hause, um noch die Steuerunterlagen zu sortieren.

Das finden Sie absurd? Keineswegs, denn die Aura von Verruchtheit, Babylon und spätem Rom ist ebenfalls von Verschattung bedroht, wenn man den Fehler begeht, einmal kurz auf die Gespräche der anderen Clubgänger zu achten, die martialische Kulisse aus Techno, nackten Leibern und Industrial-Design wegblendet. Schon fühlt man sich wie beim Betriebsausflug eines mittelständischen Unternehmens, gesprochen wird über Gehaltsabrechnungen, Urlaubspläne, Automobilerwerb und gesundheitliche Probleme des Hundes.

Man soll so etwas aber nicht machen. Die Entzauberung der Welt ist auch so schon weit genug vorangeschritten. Also dennoch, liebes Berghain: Alles Gute zum Geburtstag, denn du verzauberst die Menschen und stillst ihre Sehnsüchte nach dem Besonderen. Hinter deinen schützenden Mauern fällt es ihnen leichter, wenigstens für kurze Zeit den Augenblick als solchen zu erleben, zu vergessen, wie banal der Alltag ist mit seinen Steuerunterlagen.

Das funktioniert aber nur, wenn alle mitmachen. Und manchmal, wenn ich mich wirklich auf dich eingelassen habe, dann war es wirklich schön bei dir. Wie im späten Rom. Danke dafür. Und natürlich dafür, dass du mich nie in der Schlange hast stehen lassen.

Kolumne 117

23.7.2014

Martin Reichert Erwachsen

Safer Politics

DER EUROPÄISCHE GERICHTSHOF KRITISIERT DAS BLUTSPENDEVERBOT FÜR HOMOSEXUELLE. ABER WARUM MUSS ER DEN JOB ÜBERNEHMEN?

Als Student muss man sich was einfallen lassen, um über die Runden zu kommen. War immer schon so. Mann kann als Pinguin verkleidet Werbeprospekte für Telekommunikationsanbieter verteilen, hilflos in gastrokommerziellen Erlebnisbereichen hin und her wetzen, auf den Strich gehen. Oder Blut spenden, beziehungsweise Plasma: „In der Charité bekommst du für eine Plasma-Spende 80 Mark“, hatte seinerzeit eine Freundin geraten, die selbst gerade glücklich einen Aushilfsjob in einem altmodischen Berliner Kartoffelfachgeschäft gefunden hatte, das den schönen Namen „Kartoffel Krohn“ trug.

Plasma spenden also, warum nicht? Danach könnte man von den 80 Mark etwas Warmes essen gehen und die Reserven wieder auffüllen. Frohgemut fuhr ich zur Blutspendenstation und beantwortete brav all die Fragen auf dem Bogen, den man mir gereicht hatte – bis sie dann tatsächlich kam, die eine Frage: Sind Sie homo- oder bisexuell? Von der freundlichen Dame am Tresen erfuhr ich, dass ich, leider leider, von der Blut- und Plasmaspende generell ausgeschlossen sei. Wortlos verließ ich das Krankenhaus. Ein Schock: Sollte es also wirklich wahr sein, das man als Homosexueller diskriminiert und ausgeschlossen wird? Einer Randgruppe angehört, die man nur mit spitzen Fingern anfasst? Es war das erste Mal, das mir ganz konkret eine Tür vor der Nase zugeschlagen worden war aufgrund meiner Homosexualität.

Dieser Vorfall hatte sich Mitte der neunziger Jahre ereignet, in einer Zeit, in der Aids aufgrund neuer Behandlungsmethoden begann, seinen Schrecken zu verlieren, und in die ich mit meinem Coming-out hineingeboren worden war. „Anything goes“ war das Motto der Zeit, oder auch „Friede, Freude, Eierkuchen“. Doch an diesem Nachmittag war da plötzlich ein dunkler, drohender Schatten. Ich sah ein Bild vor meinen Augen, dass sich in mein Gedächtnis gebrannt hatte, als ich noch ein Teenager war. Rock Hudson, der auf dem Pariser Flughafen in einen Air-France-Jumbo getragen wird. Er hatte den kompletten Jet chartern müssen, weil sich alle anderen Passagiere geweigert hatten, mit einem Aids-Kranken zu reisen.

Nun also, im Jahr 2014, reagiert der Europäische Gerichtshof, erkennt den diskriminierenden Charakter einer Gesetzgebung, die einer Zeit entstammt, in der man bei „Kartoffel Krohn“ ein halbes Kilo „Bintje“ kaufen konnte und Mobiltelefone so groß waren wie ein Reisekoffer.

Diese Gesetzesregelung trug immer schon latent virtuelle Züge – ich hätte damals ja einfach „nein“ ankreuzen können und die 80 Mark nehmen. Wer hätte überprüfen wollen und können, mit wem oder mit wie vielen ich zu diesem Zeitpunkt schlief? Es hatte ja niemand „die Lampe gehalten“, wie es so schön heißt.

Verlogen ist aber eher die Politik, denn die großen Parteien werden sich hüten, dieses Thema auch nur mit spitzen Fingern anzufassen. Das Handeln überlässt man in diesen Fragen lieber den Gerichten, die eine Art Kondom-Funktion haben: Safer Politics, schützt vor kontaminiertem Volksempfinden.

Kolumne 116

11.6.2014

Martin Reichert Erwachsen

Menschen auf Wasserwegen

BEI DER HITZE WIRD DER RAUM AUF UND AN DEN GEWÄSSERN KNAPP – ABER WER HAT DEN BESTEN PLATZ?

Es gibt einen Ort in Berlin, der sensible Gemüter durchaus verstören kann. Es handelt sich um ein Café im sogenannten Bikini-Haus, einem Hochhaus am Rande des Zoologischen Gartens, von dem aus man direkt in das Affengehege blicken kann. Allerdings blicken die Affen zurück – und man weiß nicht so recht, wer gerade in der bescheuerteren Situation ist: die eingeknasteten Primaten im Käfig mit Rundumversorgung oder die frei herumlaufenden Primaten auf der Terrasse mit Konsumzwang.

Ähnlich undurchdringlich erschien mir das Verhältnis zwischen den Menschen auf und am Rande eines Brandenburger Gewässers, an dem ich mich während des Pfingstwochenendes aufhielt. Ich selbst war AM Gewässer und nicht darauf, weil ich zu Gast bei einem Freund mit Haus am See war. Manchmal, selbstverständlich, war ich auch IM Gewässer, was bei den Temperaturen recht erfrischend war. Die meisten Menschen aber schienen mir AUF dem Gewässer unterwegs zu sein. Als da wären: Selbstrudernde in Kanus, Tretbootfahrer, Kleinbootsteuernde, Jetski-Reiter, Yachtbesitzer und Mieter einer ganz besonderen Spezies von „Boot“, nämlich Hausbooten mit Außenbordmotor. Das sieht dann ungefähr so aus, als ob eine Ikea-Küche an einem vorbeituckert, wenn man auf dem Steg sitzt.

Der Steg wiederum gehört zu dem Haus, in dem ich zu Gast war. Man saß in prominenter Position, starrte auf die Menschen in ihren schwimmfähigen Untersätzen und dachte: „Ach, Mensch, ein Boot! Ein Königreich für ein Boot!“ Was für ein Spaß könnte das sein, jetzt mit einem V8-getriebenen Speedboot die Haubentaucher umzupflügen oder mit einem Kabinenkreuzer in der Mitte des Sees vor Anker zu gehen, um elektronische Musik mit starker Bassfrequenz zu hören, beides sehr gut geeignet, um Mensch und Tier AM Wasser zu stressen.

Die Menschen AUF dem Wasser starrten allerdings auch zurück. „Ein Steg, ein Königreich für einen Steg und ein Haus am See!“, meinte man sie innerlich seufzen hören. Und es war ja auch ein Riesenspaß, auf diesem Steg zu sitzen: Mal gab es Kuchen, mal gab es Abendessen. Dazwischen stets eisgekühlten Weißwein. Wenn es einem zu heiß wurde, stieg man einfach die Leiter in den See hinab, saß danach erfrischt im Liegestuhl, sich herzlich wenig einen Kopf darüber machend, dass Mensch und Tier aufgrund dieses Privatbesitzes in ihrer natürlichen Entfaltungsmöglichkeit (Brüten, quaken, nackt um Bierkästen herumlungern und dabei Wummermusik hören) eingeschränkt sind.

Zurück in Berlin, lasse ich mir die schwierige Chose noch einmal durch den Kopf gehen, während selbiger kurz vor dem Siedepunkt ist, weil er an einem Schreibtisch im nicht adäquat isolierten Dachgeschoss des taz-Gebäudes sitzt. Und in dieser Not fällt mir die Erkenntnis wie ein Schweißtropfen von der Stirn: Mensch, du hast weder Haus am See noch Boot! Geh doch einfach wie die anderen Affen auch ins Prinzenbad. Ist ein schöner Zaun drumherum – und jeder, der mal IN und AM Wasser sein will, muss fünf Euro und 50 Cent bezahlen.

Zoo ist teurer.

Kolumne 115

28.5.2014

Martin Reichert Erwachsen

Urlaub in der Zivilisation muss nicht teuer sein

ALS BERLINER SCHADET ES EINEM NICHT, MAL IN EINER ANDEREN STADT RUMZULIEGEN. DA KANN MAN WAS LERNEN, ZUM BEISPIEL ÜBER MÜLL

Lebt man in der räudigen Metropole Berlin, beteiligt man sich fast zwangsläufig an Übernutzungen. So ist das Grillen mittlerweile in vielen Parkanlagen verboten, weil es sich die Stadt schlicht nicht mehr leisten kann, den ganzen zurückgelassenen Müll zu entsorgen.

Der Verbrauch von Parkanlagen und Freiflächen pro Kopf in Berlin ist derart hoch, dass nun sogar das riesige Tempelhofer Feld nicht bebaut werden darf. Stattdessen wird es früher oder später übernutzt werden – spätestens wenn die Stadt kein Geld mehr für Wachschutz hat, wird es begraben werden unter Zigarettenkippen, Kondomen, Grillkohle und halb aufgegessenen Dönern.

Hätte die Hansestadt Hamburg auch so ein Feld, könnte man dort ganz locker den Stadtteil Berlin-Kreuzberg originalgetreu rekonstruieren oder einen Containerhafen anlegen – denn der Hamburger kommt auch mit der kleinsten Parkanlage zurecht. So beobachtet in einer recht winzigen Grünanlage im Stadtteil Hamm. Nicht nur, dass dort bereits ein komplettes Zirkuszelt aufgebaut war, ein weiteres Areal war mit rot-weißen Flatterbändern abgetrennt, um dort einen ökumenischen Gottesdienst abzuhalten. Es gab eine Priesterin im schwarzen Kleidchen und einen Priester im weißen Kleidchen. Und man muss sagen: Es wurde viel gesungen.

Was nun aber weder die Hammel grillenden Damen und Herren mit oder ohne Kopftuch noch die total betrunkenen St.-Pauli-Fans störte, die sich um unser Discounterfleisch röstendes Lager gruppiert hatten. Als nun später eine karibische Großfamilie mit XXL-Grill und Soundanlage auftauchte, hätte diese Zusammensetzung wohl zu einer bürgerkriegsähnlichen Anspannung geführt, denn alle hätten sich bis zum Anschlag ausagiert. Alkoholisierte Fußballer gegen Trommelmusik und Hammel, Christen gegen Hammel und umgekehrt, alle gegen uns und der Zirkus für alle.

Hier aber, in Hamburg-Hamm, warteten die Haitianer höflich mit der Musik, bis die Christen fertig waren. Die Fußball-Hooligans fraternisierten mit der Großfamilie und uns. Und wir waren insgesamt ziemlich sprachlos ob all dieser hanseatischen Freundlichkeit – und Aufgeräumtheit.

Das eigentliche Wunder von Hamburg-Hamm: Nach Beendigung sämtlicher sozialer Aktivitäten wurde der Müll weggeräumt. Die Christen trugen ihre Sitzbänke und Monstranzen von dannen, die Alkoholiker ihre leeren Flaschen … sodass wir Berliner uns am Ende gar genötigt sahen, die Zigarettenstummel rund um unsere Decken einzusammeln und zu entsorgen.

Selbstverständlich gab es in diesem kleinen Park auch eine funktionierende öffentliche Toilette, die einem mit Rot- und Grünlicht anzeigte, ob gerade besetzt war oder nicht. Und wenn man dann abends in einem Berliner Park – sagen wir: am Weinbergspark – mal austreten muss und im Müll watet, dann kann man sich einfach nur noch darüber freuen, dass die Freifläche des Tempelhofer Feldes erhalten bleibt. Denn wo soll man als Berliner hin, wenn man ab und zu das Bedürfnis verspürt, vor sich selbst wegzulaufen?

Kolumne 114

7.5.2014

Martin Reichert Erwachsen

Allein unter Oberstudienrätinnen

WOLLTEN SIE SCHON IMMER MAL WISSEN, WAS IHRE LEHRER WIRKLICH VON IHNEN HALTEN?

Wer weiß schon ausschließlich Gutes über seine Lehrerinnen und Lehrer zu berichten? In der Regel sind es solche Leute, die bereits ein gewisses Lebensalter erreicht haben und daher mit rosa gefärbten Brillengläsern auf ihre Jugend zurückblicken. Oh Bildungsreform-Gymnasium, du Friedhof meiner Jugend! Aber auch dort wachsen ja Blumen.

Im nachhinein sympathisch erscheinen mir vor allem solche Lehrer, die ab und an den Talar ihrer pädagogischen Autorität lupften. Und sei es nur, um sich mal hemmungslos einen hinter die Binde zu kippen. So erinnere ich mich mit warmem Herzen an die bei einer abendlichen Zusammenkunft schon leicht gelallten Worte einer aparten Geschichtslehrerin: „Sie haben ja alle keine Ahnung, was Verantwortung ist – und SIE, Martin, SIE verdammtnochmaldreimalnisch.“

Nun begab es sich neulich, dass ich an einem Tisch saß mit exakt sechs angeheiterten Oberstudienrätinnen, die ihren Talar gerade an die Dienstbehörde zurückgegeben hatten, sprich: sich in den Ruhestand verabschiedet hatten. Allesamt Frauen der gehobenen Gewänder-Liga, also solche Damen, die bevorzugt wallende Leinen-Kleider tragen, verziert mit allerlei großformatigem Schmuck, der ihnen während ihrer Laufbahn als Abwehrzauber gegen bohrende, aufsässige Schülerblicke gedient hatte. „Heutzutage geht unsereins ja gerne mal im Bereich Kunst & Kultur die Kleider lüften“, gackerte die Gastgeberin – und genau dort, in Theatern und Galerien, trifft man diese Mitmenschen für gewöhnlich.

Nun aber saßen wir in einem Villengarten, am helllichten Nachmittag. Alles blühte. Die Vögel sangen und die Champagnerkorken knallten. Ich am Tisch der anderen Seite – quasi im Lehrerzimmer – und Sätze hörend, die man als Schüler lieber nicht hören will. Zum Beispiel Bekenntnisse wie diese: „Ich mag Kinder nicht. Ich habe sie nie gemocht.“

Soll man das wirklich glauben? Oder sind solche Aussagen nur die Abluft von vierzig Jahren Frontalunterricht. Schlecht gelüftete oder überheizte Räume. Knirschender Kreidestaub. Rotstift-Flecken an den Fingern. Sitzt meine Deutschlehrerin gerade in ihrem Garten, Likör in sich hineinschüttend, und blickt zurück im Zorn? Denkt mit Abscheu an Horden pickliger Eleven, die es zu beschulen galt?

Es ist, als ob man während einer mehrstündigen OP plötzlich aufwachte und den Chirurgen, Anästhesisten und Krankenschwestern bei ihren Lästereien über den nackt auf dem Tisch liegenden Patienten, sich selbst, zuhören könnte.

Die Oberstudienrätinnen waren jedenfalls gut in Fahrt, und dem ein oder anderen Exschüler dürfte es an diesem Nachmittag in den Ohren geklingelt haben, „hübsch, aber leider dumm“.

Während der Heimfahrt erinnerte ich mich dann an einen Abend mit Kollegen, alles Journalisten. Nach Feierabend wurde recht zynisch das tragische Weltgeschehen durchgehechelt, entlastungshalber –, bis eine Dame vom Nebentisch erzürnt sich erhob und rief: „Sie müssen wohl allesamt sehr schlechte Menschen sein!“

Menschen, ja.

Kolumn 113

23.4.2014

Martin Reichert Erwachsen

Das innere Innsbruck

WENN DIE SEX-TOURISTEN IN BERLIN EINFALLEN, WERDEN DIE EINHEIMISCHEN ZU SEHENSWÜRDIGKEITEN

Zwei Millionen Touristen waren über Ostern zu Besuch in Berlin, davon – so zumindest mein Eindruck – die Hälfte homosexuelle Sex-Touristen. Das „Folsom“-Fetischfestival lockte in die deutsche Hauptstadt, und im Berghain findet die – womöglich – allergrößte Sex-Party der Welt statt, deren Besuch im letzten Jahr bei mir Panik verursacht hatte: Komme ich hier je wieder raus? Oder werde ich von 30.000 Halb- und Ganznackten im Drogenrausch niedergetrampelt, von einer amorphen, verschwitzten Masse, die babylonisch bassumwummert vor sich hinbrabbelt.

Als Einheimischer wird man in Berlin, der Tourismus-Metropole, schon mal von Fremdenangst übermannt. Als ob man nicht so schon genug mit den Einheimischen zu tun hätte, die Rolltreppen verstopfen und immer in dem Weg herumstehen, den man gerade einzuschlagen gedenkt. Augen zu und durch – aber wenn schon mal Sex-Touristen da sind, warum nicht das Brandenburger Tor spielen?

Dachte ich mir und ging aus. Traf auch einen äußerst angenehmen Menschen im Dunkeln, wechselte aber nur ein paar Sätze mit ihm, automatisch auf Englisch: „Thank you for these great moments“ oder so. Fragt er: „Are you from Germany?“ Sage ich: „Yes“. Sagt er: I am from Innsbruck, dann könnten wir auch Deutsch reden.“ Haben wir aber dann doch nicht, ich ging.

Einen Tag später traf ich ihn durch Zufall wieder, andernorts. Eine unwahrscheinliche Begegnung unter diesen Oster-Umständen. Sagt er: „Kennen wir uns nicht?“ Sage ich: „Bist du aus Innsbruck?“ Nun unterhielten wir uns doch. Sage ich: „Du riechst gut“, und nach einer Pause: „Und du hast auch noch was zu sagen.“ Sagt er: „Du bist doch bestimmt aus Berlin, nicht?“

Wie kommt er darauf? „Weißt du, das ist typisch für Großstädter. Diese Klassifikationen. Riecht gut. Kann sprechen. Bei uns in Innsbruck ist das anders. Das ist eine kleine Stadt, da denkt und fühlt man ganzheitlicher. Man trifft die Menschen auch in der Regel wieder, da ist der Umgang ein anderer.“

So ist es also, wenn man tatsächlich zum Brandenburger Tor geworden ist, ohne es zu merken. Petrifiziert. Aus alltäglicher Notwehr abgestumpft. Jeder bekommt in Sekundenschnelle ein Etikett aufgeklebt, damit man die Situation – etwa eingepfercht mit Fremden in einem U-Bahn-Waggon – unter Kontrolle zu haben glaubt. Riecht gut. Kann sprechen.

Was ist eigentlich aus meinem inneren Innsbruck geworden? Ein Ort zum Beispiel, an dem man sich zuerst unterhält und dann miteinander schläft, anstatt umgekehrt? Ein Ort, an dem man sich verbindlich verabredet. Zum Spazieren im Wald. Ein Ort, wo man Kleidung trägt, wenn man ein Lokal besucht.

Ich weiß es nicht. Aber der junge Mann ist wieder in seinem Innsbruck. Er hat einen Lebensgefährten. Zusammen waren sie nach Berlin gekommen, um ein paar Tage Urlaub in Sodom und Gomorra zu machen.

Und ich? Ich lebe hier. Solange ich bei Begegnungen mit fremden Menschen in Zukunft nicht sage „Dunkle Haare“ oder „südwestdeutscher Akzent“ statt „Guten Tag“ überlebe ich das auch noch eine Weile.