Kolumne 102

23.10.2013

Martin Reichert Erwachsen

Penis an der Wand, rote Tische im Café

NICHT NUR BERLIN-TOURISTEN WOLLEN FREILEBENDE SCHWULE GERNE EINFACH, SCHNELL UND SAUBER ALS SOLCHE IDENTIFIZIEREN

Gestern kam es zu einer etwas schrägen Verwechslung im öffentlichen Raum. Ich saß bei schönem Herbstwetter vor dem taz-Café in der Berliner Rudi-Dutschke-Straße. Weil die Redaktion unweit des ehemaligen Grenzübergangs „Checkpoint Charlie“ gelegen ist, promenieren allerhand Touristen vorbei – manche wollen sogar gezielt das taz-Gebäude inspizieren. Es sind „Pimmel-Touristen“, also solche, die das Penis-Relief von Peter Lenk („Pimmel über Berlin“) an der Fassade sehen wollen. Es kann sehr amüsant sein, diese Touristen zu beobachten – besonders drollig: das unbewusste, verunsicherte Sich-in-den-Schritt-Fassen mancher Jungmänner.

Eine solche Gruppe Jungmänner passierte nun das zur Abendzeit recht leere taz-Café, wobei der Anführer mit großer Geste hineinzeigte und erklärte: „Schaut her, Leute, hier sind sie, die Schwulen!“. Mich selbst nahmen sie gar nicht wahr – und drinnen war ja nun niemand. Ich fand keine Erklärung. Lag es daran, dass das taz-Café über rotes Mobiliar verfügt? Kombiniere: Penis an der Wand und rote Tische in der guten Stube = homosexuell?

Nun muss man ja als Angehöriger einer Minderheit stets verständnisvoll mit der Mehrheit umgehen. Die Menschen sind verunsichert. Womöglich haben sie in einem Reiseführer gelesen, dass es in Berlin sehr viele „bekennende Homosexuelle“ gibt, die sich hier in freier Wildbahn bewegen. Die will man dann halt auch mal sehen. Aber wie soll man sie erkennen? Dieses Problem haben nicht nur Touristen, sondern auch Staaten: In Kuwait wird diskutiert, ob man in Zukunft mit Hilfe von medizinischen Untersuchungen feststellen will, ob Einreisende homosexuell sind – um dann deren Einreise zu verhindern. Medizinische Untersuchung? In Nordafrika üblich sind Untersuchungen des Anus, die zwar von der Kenntnis zeugen, dass man selbigen aktiv sexuell nutzen kann, und doch die passive Erkenntnis ignorieren, dass solcherlei Gebrauch keineswegs messbare Spuren hinterlässt.

In Europa ist es nun genau andersherum. Wer einreisen will, muss erst mal beweisen, dasser homosexuell ist. Zumindest wenn man aufgrund seiner Homosexualität Asyl beantragen möchte. In Tschechien konzentriert man sich diesbezüglich auf den Penis. Beim „phallografischen Test“ wird ein Messgerät am Penis des Asylbewerbers befestigt, das während der Vorlage entsprechender Bilder die Anschwellung des Organs misst. In Großbritannien wiederum wird in Zweifelsfällen nach Bild- und Videomaterial gefragt, das eine homosexuelle Orientierung beweisen soll, dem Vorbild der türkischen Armee folgend, die von Wehrdienstverweigerern Aufnahmen fordert, auf denen eindeutig erkennbar wird, dass sie sich penetrieren lassen.

Gut nur, dass man es als „bekennender Homosexueller“ in dieser Hinsicht etwas leichter hat. Wenn unsereins bei jeder Kontaktaufnahme auf aufwendige medizinische Rektaluntersuchungen oder DVD-Austausch angewiesen wäre – oder gar auf stetige Mitnahme phallografischer Elektrogeräte –, wären wir nie so weit gekommen, wie wir heute sind. Wie weit eigentlich?

Kolumne 101

25.9.2013

Martin Reichert Erwachsen

Die Hölle, das sind nicht die anderen

ENDLICH MAL RAUS, ENDLICH MAL RUHE. ABER AUCH IN SCHWEDEN GIBT ES HOCHPROZENTIGES UND HORRORFILME

Du bist noch viel zu jung, um deinen Urlaub in einem Haus im Wald zu verbringen“, beschied mir jüngst die Mutter eines guten Freundes, mit dem ich gerade eine Woche Urlaub gemacht habe. Wir, vier Vierzigjährige, hatten eine Woche in Småland verbracht. In Schweden, dem Sehnsuchtsland der Regressiven und Repressiven. Repressiven? Nun ja: Streng überwachte Tempolimits auf den Straßen. „System Bollagets“, von uns stets als „Alkoholikerfachgeschäft“ bezeichnete Spezial-Stores für Hochprozentiges, also aus schwedischer Sicht alles, was jenseits von 3,5 Prozent Alkohol liegt. Und daneben hyperteurer Tabak natürlich.

Und regressiv? Nun: Bullerbü, Michel aus Lönneberga, Pipi Langstrumpf oder Ronja Räubertochter. In dieser Gegend Schwedens sieht es aus wie im Kinderbuch. Nicht umsonst heißt der Kinderbetreuungsbereich beim Einrichtungshaus Ikea „Småland“.

Ein idealer Ort also für großstadtgeschädigte Vierzigjährige mit Tinnitus. Ewig rauschen in Südschweden nur die Wälder. Und es gibt so wenige Menschen, dass sie einander stets grüßen, wenn sie sich irgendwo in der Einsamkeit begegnen. „Hey, hey“, rufen sie und winken. Schwule gibt es auch keine, oder genauer: Nur einen einzigen im Umkreis von fünfzig Kilometern, wenn das Dating-Portal Grindr recht hat – in der Türkei wurde Grindr gerade von Staats wegen abgeschaltet, um den schändlichen Umtrieben der Bevölkerung Einhalt zu gebieten. In Småland ist das mangels Masse gar nicht nötig.

Ruhe also, nichts als Ruhe. Bäume, Pilze und theoretisch auch Elche. Ansonsten absolute Übersichtlichkeit der Verhältnisse. Die Häuser sind entweder rot oder gelb, man fährt entweder Volvo oder Saab. Herrlich. Und was haben wir aus dem Paradies gemacht?

Nachdem wir die mitgebrachten Alkoholvorräte aufgebracht hatten, also gleich nach dem ersten Abend, landeten wir jeden Tag bei „System Bollaget“, um Unmengen überteuerten Wein zu kaufen. Und Tabakbeutel für zwanzig Euro. In dem von der Welt abgeschiedenen gemieteten Bullerbü-Haus mit den bunten Wänden und den vielen Lampen gab es WLAN, also wurde rund um die Uhr gedaddelt, gefacebooked und gestreamt. Überall Endgeräte, in der Küche, im Wohnzimmer, in den Schlafzimmern. Pling, klick, schwusch, plög, klick, pling.

Auf den einsamen, nicht überwachten Waldstraßen wurde mit dem BMW gerast wie auf der A 2. Einmal, man traut es sich kaum zu sagen, fuhren wir mit dem Auto sogar Pilze suchen. Im Schritttempo über den Waldweg, Fenster runter und stoppten, sobald ein Steinpilz in Sicht war.

Und Pipi Langstrumpf? Von wegen. Allerabends wurden nach dem gemeinsamen Essen die finstersten DVDs angeschaut. Horrorfilme, blutige Krimis, melodramatisch-tragische Homo-Opern mit garantiert unglücklichem Ausgang. Danach kann kein Mensch mehr ruhig schlafen und der dunkle Wald dort draußen vor dem Fenster wird zu einem Hort von Axtmördern und Psychopathen.

Vielleicht waren wir für einen erholsamen Schwedenurlaub noch nicht reif genug.

Kolumne 100

28.8.2013

Martin Reichert Erwachsen

Für immer und Twix

KEINER HAT FÜR NIX GEKÄMPFT – DAS ENDE DER GENERATIONSBRÄSIGKEIT?

Ab wann ist eigentlich der Punkt erreicht, an dem man als Mitglied einer „Generation“ wirklich Verantwortung übernehmen muss für Formen des kollektiven Handelns? „Generationen“, das sind ja, grob gesagt, gesellschaftliche Formationen, die bestimmte kollektive Erlebnisse teilen – in „my Generation“ war das zum Beispiel der Mauerfall. Und das Ende des Kalten Krieges, mit dem ich qua Gnade später Geburt nichts zu tun hatte.

Meine Generation, benannt nach einem Kompaktwagen mit Heckklappe, hat dann zum Beispiel erlebt, dass Raider in Twix umbenannt wurde, und nichts dagegen unternommen. Ist aber ansonsten dabei ganz gut über die Runden gekommen. Sie sitzt nun quasi am Ruder. Die um die 40-Jährigen haben größtenteils Familien gegründet und sitzen mindestens im mittleren Management oder so. Das Land haben sie insofern verändert, als dass es nun überall guten Kaffee gibt, mit Schaum obendrauf. Die Imbiss- und Esskultur ist abwechslungsreicher geworden, und es gibt überall WLAN.

Aber könnte man jetzt behaupten, dass „wir dafür gekämpft“ haben? Wir? Und was ist mit mir, was habe ich so getrieben außer Kaffee trinken? Was zum Beispiel die Homosexuellen angeht, können mir nachfolgende Generationen vorwerfen, dass ich die Homo-Ehe befürwortet habe – allerdings war das nur ein längst auf das Gleis gesetzter Zug, auf den ich draufgesprungen bin, so wie überhaupt fast alle Betten, in denen ich mich herumgelümmelt habe, irgendwie schon gemacht waren. Zumindest kommt es mir so vor.

Wie schafft man es eigentlich, so ein richtig bräsiges, stolzes Generationsbewusstsein zu designen? Was ist los mit „my Generation“, dass sie so gar nicht hagestolz durchs Leben schreitet? Liegt es daran, dass sie die nachfolgenden Generationen mit allgegenwärtigem Epigonentum und Retrowahn so gut in Schach halten kann, dass die erst recht nicht auf die Beine kommen? Es also gar nicht notwendig erscheint, die Nachfolgenden zu maßregeln oder sich gar über sie zu erheben? Zumindest dachte ich das neulich, als ich einer Musikveranstaltung beiwohnte, bei der knalljunge Hipster enthusiasmiert genau jenen Klängen lauschten, die in meiner Abiturzeit hip waren; ganz abgesehen davon, dass mich die Klamotten irgendwie an etwas erinnerten …

Vielleicht muss man das umgekehrt denken. Was haben „uns“ die Jüngeren vorzuwerfen? Den Klimawandel verpennt? Zu viel mit Easy Jet um die Welt gebrettert? Oder, eigentlich noch viel besser als Generalanklage: Neoliberalismus mit tatsächlicher Freiheit verwechselt?

Gut, es liegt natürlich auch daran, das es sich bei den Nachwachsenden noch nicht um die eigenen Kinder handelt – aufgrund des generationell bedingten Spätgebärens gibt es da noch eine Gnadenfrist.

Aber eines fernen Tages wird der Moment kommen, an dem auch WIR merken, dass wir oll und bräsig geworden sind. Dann nämlich, wenn uns folgender Satz über die Lippen kommt: „IHR könnt da gar nicht mitreden, denn IHR wart ja nicht dabei.“

Kolumne 99

14.8.2013

Martin Reichert Erwachsen

Angst. Scham. Ohnmacht

IM KAMPF GEGEN HOMOPHOBIE FÜHREN VERZWEIFLUNG UND RESIGNATION NICHT WEITER – WUT SCHON EHER

Seitdem in Russland von Staats wegen die Treibjagd auf Homosexuelle eröffnet ist, kursieren im Netz Videos, in denen zu sehen ist, wie junge Schwule von Rechtsradikalen gefoltert und gedemütigt werden – und ich bin kaum in der Lage, mir diese Bilder anzuschauen. Nach all den Jahren, in denen ich mich mit dem Thema Homophobie auseinandergesetzt habe, nach all den Geschichten, die ich über schwierige Lebensumstände von Schwulen und Lesben geschrieben habe, fühle ich ich mich ohnmächtiger denn je.

Vielleicht liegt es daran, dass ich vor gut vier Jahren in Moskau war, um eine Reportage über Homosexuelle zu schreiben – und ich damals den Eindruck gewonnen hatte, dass es in Russland eigentlich nur besser werden könne und nicht schlechter. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich den Ausdruck in den Augen der jungen gequälten Männer in den Videos nicht ertrage. Angst und Scham. Ohnmacht.

Sicher. Man könnte sich auf die Plattform der Rationalität zurückziehen und kühl konstatieren, dass sich die psychologischen Zusammenhänge der Homophobie anhand dieses Videomaterials sehr gut darstellen lassen: junge Männer, die anscheinend gemeinsam in eine Flasche urinieren, um diese danach lustvoll über einem anderen jungen Mann ausleeren. Junge Männer, die Jünglingen mit gewaltsamem Analverkehr drohen. Und so weiter.

Und sicher. Wenn sich in Italien ein Vierzehnjähriger aus dem zehnten Stockwerk stürzt, weil er das homophobe Mobbing in der Schule nicht mehr ausgehalten hat – so wie am letzten Wochenende –, dann kann man sich kühlen Kopfes zum hunderttausendsten Mal die Statistik vor Augen halten, dass das Suizidrisiko bei homosexuellen Jugendlichen vier- bis siebenmal so hoch ist wie bei Heterosexuellen, und weiter darauf hoffen, dass schulische Aufklärung irgendwann dafür sorgen wird, das alles besser wird.

Aber müsste man sich als Erwachsener nicht langsam damit abgefunden haben, dass sich bestimmte Dinge nie ändern? Müsste man sich nicht darüber klar werden, dass die Homophobie mit jeder Generation neu erfunden wird und junge Homos es immer und ewig schwerer haben werden als andere? Müsste man nicht einfach mal auf die LeserbriefschreiberInnen hören, die einem ganz ehrlich sagen, dass schwullesbische Themen unwichtig sind und überhaupt „Papierverschwendung“?

Nein, müsste man nicht. Man müsste darauf vertrauen, dass es doch einen gesellschaftlichen Fortschritt gibt. Darauf vertrauen, dass es die Aufgabe der Mehrheit ist, für den Schutz der Minderheiten zu sorgen. Man müsste sich sicher sein, dass Putin diese Schlacht verlieren wird, weil nicht nur Schwule und Lesben selbst gegen staatliche Verfolgung in Russland protestieren werden, sondern auch die internationale Gemeinschaft – Stichwort Olympische Spiele in Sotschi.

Erwachsen ist es wohl, auch Bilder auszuhalten, die einen an die eigenen Ängste und Traumatisierungen der Jugendzeit erinnern. Und zu erkennen, das Verzweiflung und Resignation noch nie weiterführend waren. Wut schon eher.

Kolumne 98

31.7.2013

Martin Reichert Erwachsen

Suche den Herrn, nicht die Herren

PAPST FRANZISKUS UND DIE SCHWULEN

Es steht der Jugend wohlan, am „Weltjugendtag“ zuhauf an die Copacabana zu strömen, um dem heiligen „Papa“ zu huldigen. So wie sie sich auch kreischend vor dem Hotel versammeln, in dem Justin Bieber nächtigt. Begeisterungsfähigkeit gehört zu dieser Phase des Lebens wie straffes Bindegewebe und der Hang zu übersüßten Getränken, die Erwachsenen hingegen – mögen sie auch lediglich der Schotter sein auf den Zukunftspfaden der Jugend – trinken lieber bedacht eine herben Schluck Wein, anstatt mit einem Becher Bubble Tea in der Hand in Euphorie zu versinken.

Genau aus diesem Grund ist nun der Erwachsene gehalten, mit beiden Füßen auf dem Teppich zu bleiben angesichts der neuesten Äußerungen von Papst Franziskus: „Wenn jemand schwul ist und den Herrn sucht und dabei guten Willen beweist, wer bin ich, dass ich richte?“.

Dieser Satz bedeutet nun keineswegs, dass im Vatikan die Regenbogenflagge gehisst wird und Alcopops an Homos verteilt werden, vielmehr bewegt sich auch der jetzige Papst – eigentlich selbstverständlich – auf der ehernen Grundlage des Katechismus.

Nein, Homosexuelle sollen nicht diskriminiert und an den Rand gedrängt werden, auch sie sind ja schließlich Menschen. Nein, nicht die homosexuelle „Neigung“ sei eine Sünde, sondern der homosexuelle Akt an sich. Nichts anderes hatte schon Vorgänger Joseph Ratzinger postuliert, wenn auch in etwas harscherer Form („contra naturam“).

Übersetzt bedeutet dies, dass man sich als Homosexueller nur dann auf der richtigen Seite befindet, wenn man zwar den Herrn sucht, nicht aber Herren, mit denen man sich geschlechtlich auszutauschen wünscht.

Aus der römischen Zentralverwaltung humaner Sexualität also nichts Neues: Geschnackselt werden darf auch zwischen Mann und Frau nur zu Zwecken der Reproduktion. Und selbstverständlich sind, Papst Franziskus erklärte es im selben Atemzug, Frauen auch weiterhin von der Ordination ausgeschlossen. Tür zu, Licht aus.

Falls sich die katholische Kirche eines Tages wirklich zu weitgreifenden Anpassungen an die Moderne entschließen wollte, dann bedürfte es der Einberufung eines Konzils anstatt warmer Worte eines freundlichen alten Herrn. Worte, die so warm dann übrigens gar nicht sind in Bezug auf die Homosexuellen. Garstiges, gieriges, schreckliches „Lobbyingwürden diese betreiben. Spätestens ab diesem Punkt wird deutlich, dass es einfach nichts bringt, an den Weihnachtsmann zu glauben: Homosexuelle sollen also nicht nur auf die Ausübung ihrer Sexualität verzichten, sondern bitte schön auch davon absehen, sich politisch zu organisieren, um für ihre Rechte einzutreten.

Angesichts solch kruder Aussagen in Begeisterung auszubrechen ist ungefähr so sinnvoll wie ein Wutausbruch angesichts des neuesten Bushido-Videos. Warum soll man sich darüber aufregen, wenn der Herr reimt, dass Schwule „in den Arsch gefickt“ werden? Diese Praxis gehört ganz normal zum Alltag vieler schwuler Männer. Als Erwachsener kann man der Realität entspannt ins Auge sehen.

 

Kolumne 97

17.7.2013

Martin Reichert Erwachsen

Das Stofftier als moralische Instanz

WAS IST WICHTIGER: EINE PSYCHOANALYSE ODER EIN EIGENHEIM?

Wenn man an einem Sonntagmorgen leicht verkatert aufwacht und der erste Blick besorgt dem Teddybären auf dem Nachttisch gilt, dann stimmt irgendwas nicht.

Aber was?

Irgendwann, nach dem ersten Kaffee, kommt die Erinnerung an das Gespräch aus der letzten Nacht. Ein seriöser Herr, vielleicht Mitte 40, hatte sich am Tresen dazugesellt. Groß und bärtig. Hatte erzählt von seiner Pendelexistenz zwischen London und Berlin; unterwegs in Fragen der Verbandskommunikation. Mal ein Kongress, dann eine Messe. Treffen mit Politkern und Lobbyisten.

Hatte erzählt von seinem Stofftier.

Wirklich? Ja, doch. Er, allein lebend, hat ein Stofftier, das zugleich seine moralische Instanz ist. Es handelt sich um einen Stoffvogel, den er immer dann konsultiert, wenn er sich unsicher ist bei – einsamen – Lebensentscheidungen. Wenn er versucht, sich darüber klar zu werden, welche Dinge er in seinem Leben gerade nicht im Griff hat. Der Vogel blickt streng, seine Augen sind stechend.

Mein Teddybär hingegen sitzt irgendwie schlaff und teilnahmslos auf dem Nachttisch. Seine Augen – es war mir bislang nie aufgefallen – blicken ganz schön unbedarft ins Leere. Etwas Staub hat sich auf seinen Ohren abgesetzt.

Womöglich bin ich irgendwann in meinem Leben falsch abgebogen. Es muss vor über zwanzig Jahren gewesen sein, als ich begonnen hatte, mich emotional von meinem Teddybären abzunabeln. Der kleine Bär mit der eingebauten Spieluhr, den ich mitgenommen hatte in die Welt der Erwachsenen – als halb ironisch gemeintes, regressives Accessoire.

Früher, als Kind, war er wirklich mein Gefährte gewesen, wenn ich nachts im Bett lag. Draußen war das dunkle Nichts der Heimat, und mit etwas Fantasie konnte man sich vorstellen, dass die Abrollgeräusche von der nahen Autobahn eigentlich als Meeresrauschen gemeint waren. Zog ich an dem kleinen Seil am Rücken des Teddybären, ertönte ein leises „Ding, Didi Ding Ding“ – und begleitete mich in den Schlaf.

Sind Stofftiere denn wirklich adäquate Ansprechpartner für erwachsene Herren? Ich versuchte die zaghafte Eröffnung eines Dialogs: „Sag mal, Bär, angeblich braucht man ja Ziele im Leben. Soll ich in den nächsten Jahren in eine Psychoanalyse investieren oder lieber in eine Eigentumswohnung?“ Natürlich schwieg der Bär, aber wie soll er sich auch mit meinen finanziellen Verhältnissen auskennen, wenn er immer nur im Schlafzimmer rumhängt und spätabends fünfzehn Minuten fernsieht – also dann, wenn ich statt an seiner Schnur zu ziehen auf den Knopf der Fernbedienung drücke, um mir noch ein paar Katastrophen und schlechte Nachrichten reinzuziehen, des besseren Tiefschlafs wegen.

Am späteren Nachmittag nahm ich den Bären behutsam auf den Schreibtisch, während ich an meiner Steuererklärung herumfuhrwerkte. Monate zu spät, versteht sich. Säumnisgebühren. Beugehaft. Der Bär, er blickte auf einmal so stechend.

Kolumne 96

3.7.2013

Martin Reichert Erwachsen

Schluss mit Schluri

DER VATER MUSS BEIM ERWACHSENWERDEN HELFEN. ES GEHT UMS GELD

Wenn die Bank persönlich anruft, ist das kein gutes Zeichen – zumindest seitdem ich auf sogenannten eigenen Füßen stehe. Neulich also rief die Bank an: „Ihr Vater müsste bitte eine Kopie seines Personalausweises bei uns vorbeibringen.“ Oh, Gott – warum? Die Bank antwortete mit einer Gegenfrage: „Wussten Sie denn nicht, dass Ihr Vater eine Kontovollmacht hat? Die muss nun aufgrund des Geldwäschegesetzes erneut durch ein Personaldokument beglaubigt werden.“

Nein, wusste ich nicht. Ich wusste nicht, dass mein Vater noch immer eine Kontovollmacht hat, obwohl ich gerade vierzig geworden bin. Was ich natürlich weiß, ist, dass ich mein Konto noch immer in der alten Filiale in meiner Heimatstadt in der Eifel habe; also dort, wo mein Vater seine sichere Beamtenpension lagert – in der Hoffnung, wenigstens ein bisschen kreditwürdig zu erscheinen. Was allerdings naiv ist, Stichwort Basel II; Kreditvergaben werden in der Zentrale der Bank verhandelt. Der nette Filialleiter, den ich schon kannte, als ich ein kleines Kind war und er Azubi, hat damit nichts zu tun.

Aber was will man schon von jemandem erwarten, dessen Erspartes aus einem roten taz-Shop-Jutebeutel gefüllt mit übrig gebliebenen Münzen aus Hosen- und Jackentaschen besteht?

Genau mit dieser Schluri-Einstellung müsste jetzt wirklich mal Schluss sein, denke ich mir. Immer nur zwanzig Euro abheben, weil das Geld ja dann länger reicht. Kein Monatsticket kaufen, weil das ja echt super teuer ist und 2,40 Euro für eine einzelne Fahrt im Vergleich doch wirklich ein Schnäppchen!

Hatte nicht neulich noch ein Freund, ebenfalls gerade vierzig geworden, gesagt, dass er sich jetzt zum ersten Mal erwachsen gefühlt habe, weil er von seinen Eltern kein Geschenk zum Geburtstag bekommen habe? Nun erinnerte ich mich doch an die Kontovollmacht meines Vaters: Früher, während des Studium, war manchmal unerwartet wieder ein Plus vor dem Kontostand. Dann nämlich, wenn mein Vater einmal nach dem Rechten geschaut hatte.

Diese Zeiten müssen vorbei sein, Minus hin, Minus her, „ich möchte die Vollmacht bitte zurückziehen“, sagte ich der Dame von der Bank. Und wieder kommt die Gegenfrage: „Sind Sie wirklich sicher, dass Sie das tun möchten? Haben Sie sonstige Angehörige? Irgendjemand, der sich um ihre Verpflichtungen kümmert, wenn Ihnen etwas zustößt? Irgendjemand muss ja verantwortlich sein.“

Nachdem ich meinen Vater telefonisch darum gebeten hatte, mit seinem Ausweis in der Bank vorbeizuschauen, war mir klar, dass er sich schon am nächsten Tag schnurstracks auf den Weg machen würde. Das Auto aus der Garage fahren, Parkplatz suchen, bergab in das Stadtzentrum laufen; seine Knie machen Probleme, er geht auf die achtzig zu. „Ist was passiert?“, hatte er gefragt.

Nein, es ist gar nichts passiert. Es geht nur um das Geldwäschegesetz. Und um die Frage: Wäre es nicht eher an der Zeit, dass ich eine Vollmacht für das Konto meines Vaters bekomme – falls ihm was passiert? Einer muss ja dann die Verantwortung übernehmen.

 

Kolumne 95

17.6.2013

Martin Reichert Back on the Scene

Stille Tage im Marais

NACH DEN PROTESTEN GEGEN DIE „HOMO-EHE“ PRÄSENTIERT SICH PARIS SOMMERLICH-FRIEDLICH WIE EH UND JE

Ankunft in Paris, Flughafen Charles de Gaulle, 9.16 Uhr. Eigentlich müsste man diese Ortsmarke jetzt auf Facebook absetzen: „Bin in der westeuropäischen Hauptstadt der Homophobie. Falls mir was passiert, grüßt alle, die mich kennen. Im Todesfall schüttet das Presseversorgungswerk einmalig 5.000 Euro aus, das reicht für die Beerdigung. Urne bitte, danke.“

Vor Kurzem demonstrierten hier in Paris noch über hunderttausend Menschen gegen die „Homo-Ehe“, hielten theatralisch ihre Kinder in die Kameras. Ausschreitungen. Gewalt. Massives Polizeiaufgebot. Es gab verstärkt Übergriffe auf Schwule – es war so, als hätte jemand die Büchse der Pandora geöffnet, aus der Ferne betrachtet: ein Albtraum. Bilder, die man so in Deutschland lieber nicht sehen möchte; aber in Merkelland besteht keine Gefahr – hierzulande wird die Gleichstellung der Homosexuellen politisch als Sachzwang verkauft, das Bundesverfassungsgericht hat es so angeordnet, da kann man nichts machen. Und demonstrieren nützt schon gar nichts.

Die am Flughafen beschäftigten französischen Homosexuellen wirken jedoch auf den ersten Blick relativ unbeschädigt, der ein oder andere scheint höchstens ein wenig übernächtigt. Und auch in Centre-Ville geht alles seinen beruhigend normalen Gang. Hunderttausende sind auf den Beinen, um die Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten ins Koma zu fotografieren, Touristen aus aller Welt. Notre Dame hat Geburtstag und steht herausgeputzt an der Seine herum, im Inneren wird Pracht bestaunt, und nichts weist mehr darauf hin, dass sich hier kürzlich ein rechtsradikaler Intellektueller vor dem Altar erschossen hat – aus Protest gegen die „Homo-Ehe“ und überhaupt alles, was das französische Abendland gefährdet.

In der Metro rollt eine erschöpft wirkende Dame einen fahrbaren Verstärker in die Mitte, nestelt an einem alten Mini-Disc-Player herum, hält sich ein zerbeultes Mikrofon vor den Mund und singt „Besame Mucho“ von Dalida. Ein schwules Pärchen gibt ihr freundlich lächelnd etwas Geld. Ein Heteropärchen in der Reihe dahinter betätigt sich ausgiebig im Bereich „French Kissing“.

Auf den Straßen hört man überall „Get Lucky“ von Daft Punk, der Song dringt aus Cafés, aus fahrenden Autos; die Sonne scheint durch den Sprühregen, ein Regenbogen leuchtet auf. Im Marais gehen bärtige junge Männer Hand in Hand. Die Restaurants sind voll, Pastis steht auf den Tischen, es wird geraucht. Frauen mit großen Sonnenbrillen lachen. Eine amerikanische Touristin mit brandneuer Chanel-Handtasche erklärt ihrer Begleitung: „Marais is the home of the jews and the gays“, und beißt in ein Eclair.

Am Abend bin ich bei Beatrice und Sylvain eingeladen. Es gibt „Poulet rôti“, dazu Kartoffelpüree und Salat, ein kleines Weißbier. „Eigentlich ein Mädchenbier“, sagt Beatrice entschuldigend, „aber ich habe sonst nichts im Haus, auch keinen Wein.“ In der Mitte ihres Körpers wölbt sich eine riesige Kugel, sie ist im achten Monat schwanger. Sie sagt: „Diese verrückten Demonstranten. Was bilden die sich ein? Was beschweren sie sich, dass sie von der Polizei attackiert werden, wenn sie sich nicht an die vorgeschriebene Route halten? Und warum nehmen sie ihre Kinder mit?“

Zum Abschied nehmen mich Beatrice und Sylvain fest in den Arm.

Kolumne 94

22.4.2013

Martin Reichert Back on the Scene

Wir Kleinstadt-Cowboys

FAST HÄTTE ICH MICH VON DER AUTOBAHNBRÜCKE GESTÜRZT – DENN ALLES WAR ERLEUCHTET

Driving home for Christmas …; nein, stopp. Falsche Jahreszeit. Es geht eher um Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“, auch wenn das kein Lied ist. Denn: Heute fahre ich dorthin, wo ich mal zu Hause war. In eine kleine Eifelstadt, zu meinen Eltern.

Back on the Scene also, denn zu der Zeit, als ich Abiturient war, gab es dort, in der kleinen Kreisstadt mit 15.000 Einwohnern, ein richtiges NACHTLEBEN. Das war dann so Ende der Achtziger, Anfang der Neunziger. Late Eighties Underground, Grunge. Traurige Gitarren-Lieder in Zigarettenqualm hören. So was wie „There she goesvon The Las.

Heute, in Berlin, lebe ich im Epizentrum eines gastro-kommerziellen Erlebnisbereiches namens „Kreuzkölln“. Das Leben gestaltet sich dort im Prinzip als Kneipe, im Winter ohne, im Sommer mit Außenbereich. Wenn man nur mal eben Brötchen kaufen will, fühlt sich das schon an wie „ausgehen“.

Das erste Mal ganz allein „ausgehen“, ohne Elternbegleitung; da war ich fünfzehn, und zu trinken gab es einen „Amaretto Apfelsaft“. Es war eine Kneipe, nein, eine BRASSERIE in der Innenstadt, gelegen an der Hauptverkehrsstraße. Dort flanierte man nicht, man fuhr mit dem Auto entlang, ZONE DREISSIG, runtergekurbelte Fenster, laute Musik – diese Leute waren frei, denn sie hatten ein Fahrzeug.

Meinen Führerschein holte ich am Morgen meines 18. Geburtstages ab. Nun konnten wir, die CLIQUE und ich, fahren, wohin wir wollten. In die sechzig Kilometer entfernte Alternativ-Disse, in der immer Dark-Wave gespielt wurde. Endlose Autobahnkilometer. Bergauf, bergab, und immer den Schutzengel dabei. Zu große Eltern-Autos mit zu vielen PS. Zu wenig Fahrpraxis. 180 fahren, 200 fahren. Fliegen.

Es gab auch eine DISCO in der Nachbarstadt, die hieß ausgerechnet U-Bahn. Man hatte dort, im Überlandbus-Kaff, U-Bahn-Abteile nachgebaut. Man hörte The Smiths und nicht Euro-Dance wie in den Großraumdiscos mit Getränkechips und halbem Eintritt für Frauen. Fast war man schon in London. Oder wenigstens Amsterdam. Den Differenzbetrag zwischen einer gewöhnlichen Jeans vom Herrenausstatter und der Levis 501 musste ich selbst bezahlen.

In der Kleinstadt selbst gab es ein Nachtcafé am Markplatz. Dort traf sich die Jeunesse dorée. Man trank einen Milchkaffee, womöglich einen Pastis und wähnte sich am Place de la Bastille. Ab zehn, elf Uhr zog man weiter in eine simple Bier-Eckkneipe, die als Schumann’s Bar herhalten musste, obwohl der Besitzer schlicht Karl-Heinz hieß und einen Schnurrbart trug. Oder hieß er Dieter?

Das Higlight des Abends kam aber erst noch: Der Absturz in einem JAZZ-Laden, in dem es nach Klostein roch und nach Dope, nach nassem Hund – es waren wohl eher ungewaschene Dreadlocks. Kumpelnest 3000, die Halbwelt und die Schwulen musste man sich eben dazudenken.

Aber das war doch egal. Man musste das NACHTLEBEN nehmen, das vorhanden war. Und so haben wir es gemacht: Alles war erleuchtet. Das Weinfest wurde Wiesn – ich glaube, ohne meine lebhafte Fantasie hätte ich mich von der nächsten Autobahnbrücke gestürzt.

Heute gibt es die meisten dieser Läden, in denen ich damals war, nicht mehr. Geschlossen oder verwaist. Dafür gibt es jetzt eine Shisha-Lounge. Da gehe ich auf jeden Fall hin – und stelle mir vor, ich wär in Neukölln.

Kolumne 93

25.3.2013

Martin Reichert Back on the Scene

Absolut München

WARUM MAN BAYERN TROTZ DIVERSER RESTRIKTIONSVERSCHRÄNKUNGEN MÖGEN KANN

Wenn man mit einem tiefergelegten schwarzen 3er BMW älteren Baujahrs und Berliner Kennzeichen ausgestattet die bayerische Staatsgrenze überquert, passiert genau das, was Sie sich denken können: „Bitte folgen“ blinkt es rot auf dem Dach des silbergrünen Polizei-BMW neuester Bauart. Und obwohl ich den Fahrzeughalter aus original Berliner Fertigung dringlich darauf hingewiesen hatte, lieber einfach mal die Klappe zu halten, damit wir die Sache möglichst ohne Urinprobe oder Nacktuntersuchung hinter uns bringen können, fragt er den schnauzbärtigen Herrn: „Warum halten Sie uns an?“. Sagt der schnauzbärtige Herr wiederum erwartungsgemäß: „Warum denn nicht?“

Ja, warum nicht einfach mal nach Bayern fahren. Nach München genauer gesagt. Drei-Sterne-Hotel im Westend, dem Neukölln Münchens, alles Nichtraucherzimmer. „DAS GEHT NUN ABER ÜBERHAUPT NICHT!“, hallt es aus dem Hinterhof, sobald der Fahrzeughalter sein Köpfchen mit einer glimmenden Zigarette aus dem Fenster hängt.

In einem sehr schönen Nichtraucherlokal aßen wir „Münchener Schnitzel“ und vergaßen ob der klischeegerecht urigen Atmosphäre, der freundlichen Eingeborenen und des herrlichen Augustiner-Biers wegen unsere Ressentiments gegenüber dem Polizeistaat Bayern. Erst als wir mit dem Taxi auf dem Weg in die Innenstadt exakt drei sogenannte Mausefallen passierten, also Polizeikontrollen, keimten unsere Zweifel wieder auf wie Krokusse im Frühling. Augustiner, Alpen und Leberkässemmel hin, Überwachungsmentalität her: „München ist die sicherste Stadt Deutschlands“, erklärt uns der Taxifahrer. „Aha, man kann hier also auch nachts um zwei noch mal in den Park gehen und so“, sage ich müde zu ihm. Antwortet er: „Ja, da sind dann jede Menge Zivilpolizisten“.

Noch immer darüber grübelnd, ob es sich bei den vielen Männern, die sich nachts in manchen Berliner Parks herumtreiben, womöglich um Zivilpolizisten handelt, erreichen wir unseren Zielort. Ein von einem Getränkehersteller gesponsertes Chi-Chi-Event (heißt das in München eigentlich Bussi-Bussi-Event?) mit Elektro-DJ und noch was mit Kunst und natürlich Freigetränken. Und, klar, einem Türsteher. Der vor uns herumkaspert, obwohl der Fahrzeughalter zwei EINLADUNGEN in seiner Hand hält. Nach langem Hin und Her sind wir endlich drinnen und stehen vor der einzigen Bar zwanzig Minuten Schlange zwischen dicklichen Modedesign-Studenten in viel zu engen Hosen. Dann endlich mal eine rauchen? „Nur draußen.“ Dann eben mit dem Drink vor die Tür. „Draußen sind keine Getränke erlaubt.“

Als ich mich völlig erschöpft an den PRESSE-Desk lehne, eines der Bollwerke des Türstehers, komme ich nicht umhin, sein Gespräch mit einer jungen Dame mitzuschneiden. „Du, am Freitag fahre ich nach Berlin“, erzählt er großtuerisch, „ins Berghain dann am am Wochenende“

Nicht in der Hölle soll er schmoren, aber bis zum jüngsten Tag soll er stehen in der Schlange vor dem Berghain, zwischen Millionen spanischer Touristen, die alle aufgeregt schnattern, weil sie zu viel Club Mate getrunken haben. Und wenn ihn der Türsteher dann am Ende nicht reinlässt und er verzweifelt fragt: „Warum lassen sie mich nicht rein?“, dann wird der Türsteher sagen: „Warum sollte ich?“