Kolumne 155

1.9.2016

Martin Reichert Herbstzeitlos

Einmal Diskursschwimmen, bitte

ENDLICH MAL WIEDER RICHTIG SOMMER: SICHERHEIT, SAUBERKEIT UND SUNKIST IM BERLINER FREIBAD

Die Erwähnung der US-amerikanischen Brause Sunkist ist an dieser Stelle nur dem Drei- beziehungsweise Vierklang „Sommer, Sicherheit, Sauberkeit und Sunkist“ geschuldet und hat darüber hinaus keine Bedeutung, auch und gerade nicht hinsichtlich einer eventuell einzuführenden Zuckersteuer. Doch ansonsten fällt es im Alltag schwer, nicht von Problemdiskursen erfasst zu werden.

Gehe ich ins Freibad, fängt es auf dem Weg an. Ich muss durch eine weitläufige Parkanlage, vorbei am Portalsolitär eines buddhistischen Tempels (Baurecht), zwei Kamelen mit Fellproblemen (Tierrechte), freundlich und scheinbar sinnlos herumstehenden Männern (Drogenpolitik) und nackten Homosexuellen auf einer Liegewiese mit anschließendem Cruisinggebiet (Erregung öffentlichen Ärgernisses), von dem man einen guten Blick auf die angrenzende Moschee (Islam) hat. Am Sommerbade angelangt gilt es, eine riesige, über zwei Meter hohe Metalldrehtür und fünf finster dreinblickende Security-Männer mit Bärten und schwellenden Muskeln hinter sich zu lassen, denn wer in meinem Stadtteil ins Freibad gehen möchte, betritt eine Problemzone: Hier geht das Abendland baden, im kalten Chlorwasser und für manche auch im übertragenen Sinne, weil sich aus ihrer Sicht zu viel „Orient“ hier tummelt: Jugendliche mit Migrationshintergrund und womöglich auch noch muslimischen Glaubens springen entgegen dem Verbot von der Seite in den Pool oder drängeln am Sprungturm. Und einige Frauen tragen tatsächlich, wovon ansonsten immer nur die Rede ist: einen Burkini (Islam, Abendland, Hygiene).

Warum noch mal Hygiene? Richtig: Bevor es hinsichtlich Badebekleidung um Religion und den Bestand der Zivilisation ging, hatte man es noch in kleinerer Münze und diskutierte schlicht über Hygiene. So wird man in Berliner Bäderbetrieben per Schild angeschnauzt, dass „Badebekleidung beim Duschen abzulegen“ ist, was jedoch schon seit geraumer Zeit von südwestdeutschen Christen unterlaufen wird, die aus Stuttgart nicht nur aus Gewerbesteuer­mitteln finanzierte Marmorfußböden, sondern auch ihre Intimität wahrende Einzelkabinen mit Duschvorhang gewohnt sind. Ach ja: Und auch von muslimischen Männern, für die es gerade im öffentlichen Bade Pflicht ist, ihre Scham zu bedecken. In der Praxis reinigen solche Männer (Orient, Stuttgart), die ihre Badehosen nicht vor aller Augen ablegen möchten, ihre Genitalien, indem sie in die Badehose greifen und seifen; hernach wird mit viel Wasser nachgespült.

Wie es die Burkinidamen in ihren Duschbereichen handhaben, entzieht sich meiner Kenntnis. Wohl aber weiß ich, wie ernst es weite Teile der urberlinisch-biodeutschen Menschen mit der Hygiene nehmen: Weil es in den Umkleidebereichen des Freibades ungemütlich und vor allem schmutzig ist, reisen viele Badende mit Schwimmbekleidung an, die sie unter der Straßenkleidung tragen. Auf der Liegewiese pellen sie sich aus der Hülle und hüpfen ins Wasser, ohne sich vorher geduscht zu haben.

Das, liebe Leute, ist eine Schweinerei. Und das wird man ja wohl noch sagen dürfen.

Kolumne 154

21.7.2016

Martin Reichert Herbstzeitlos

Ganz viele Empfindlichkeiten

PRIDE WEEK IN BERLIN HEISST: LITERATURCOLLOQUIUM AM WANNSEE UND SCHMERZHAFTE KNIFFE IN DIE BRUSTWARZEN

Die „Pride Week“ in Berlin hat noch gar nicht richtig angefangen, und ich bin schon völlig überschwult. Aber was heißt hier überhaupt Woche? WOCHEN werden dieses Jahr in Berlin ausgerufen: Es gibt die „Respect Games“, die „Gay Night at the Zoo“ und den „Christopher Street Day auf der Spree“ – mehr Veranstaltungen rund um geschlechtliche Orientierung bekommen sonst nur Heteros auf die Beine gestellt („Oktoberfest“, „Weihnachten“, „Fußball EM“).

Auch mein Lebensgefährte, der aus einem Land stammt, in dem es nur einen einzigen LGBTIQ*-Club gibt, ist schon erschöpft, bevor es losgeht – das Herumstehen am Abend des alternativen Kreuzberger X*CSD im letzten Monat hätte für ihn völlig ausgereicht. Stattdessen schleppte ich ihn am Wochenende zum Berliner Wannsee, wo das ehrwürdige Literarische Colloquium eine ganze Tagung zum Thema organisiert hatte: „Empfindlichkeiten – Homosexualitäten und Literatur“. Der Frage nachgehend: Gibt es so etwas wie einen Stil der Homosexuellen? Gibt es homosexuelle Romanciers im Gegensatz zu Schriftstellern mit homosexuellen Neigungen?

Irgendwann an diesem sonnigen Nachmittag in der Villa am Wannsee fiel inmitten der notorischen Dekonstruktion des Körpers als Ausdruck von Machtdiskursen der Satz „In the End we all want a juicy red Cock“, zumindest behauptet mein Lebensgefährte, ihn vernommen zu haben. Ein Übersetzungsfehler? Jedenfalls eine gute Überleitung zum nächsten Identitätstermin: dem schwullesbischen Stadtfest.

Nach einem kurzen Zwischenstopp bei „Guerilla-Architekten“ mit ungeklärten sexuellen Neigungen am Berliner Landwehrkanal – jungschen Urbanistikstudent*innen, die an neuen Nutzungsformen des öffentlichen Raums tüfteln – landeten wir im traditionellen Epizentrum der Berliner Szene: Schöneberg. Wer an die Deformation des „Körpers“ durch Machtdiskurse glaubt, wird hier gewiss auf seine Kosten kommen. „Juicy Cocks“ gibt es obendrein. Es ist das pralle Leben, und es riecht nach verbranntem Nackensteak und schalem Bier, nach zu viel Parfüm und Schweiß auf Leder.

„Na, Kosovo-Maus“, wird mein slowenischer Lebensgefährte begrüßt, während ich schmerzhaft in die rechte Brustwarze gekniffen werde, und um die Ecke biegt schon „die Fatma“, im richtigen Leben Fatih – wenn ich meinen besten Freund aus Berlin-Mitte nach Kreuzberg mitnehme, sollte ich ihm besser eine orange Weste mit der Aufschrift „Triggerwarnung“ umhängen.

Die gute alte Technik der Wald-und-Wiesen-Tunten gibt es eben auch noch, Mehrfachdiskriminierung hin, Critical Whiteness und Postkolonialismus her. Der spielerisch agressiv-ironische Umgang mit Kränkungen und Verletzungen, der auf Streetwise-Art begriffen hat, dass Humor die beste Waffe ist und Angriff die beste Verteidigung. Jeder bekommt sein Fett weg und jeder einen Tritt in die Eier, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft und sexueller Orientierung.

Gibt es nun eigentlich einen Stil der Homosexuellen? Die Pride Weeks gehen weiter, vielleicht finde ich’s noch heraus.

Kolumne 153

9.6.2016

Martin Reichert Herbstzeitlos

Applaus auch für den Dildo

ANGEBLICH RENNT DEM STADTTHEATER TRIER REIHENWEISE DIE STAMMKUNDSCHAFT WEG. ABER MEINE MUTTER BLEIBT!

Walküre in Detmold“ heißt ein schönes Buch des Kollegen Ralph Bollmann, das sich mit den rund achtzig festen Opernen­sem­bles in Deutschland befasst – das sind fast so viele wie in der ganzen übrigen Welt.

Die deutsche Kulturlandschaft, sie blüht recht rege in der Provinz. Und so kommt auch meine Mutter, Jahrgang 1940, regelmäßig in den Genuss von Dramen, Komödien und Operetten. Seit Jahren ist sie im Besitz eines Abonnements des Stadttheaters, das sich in der nächsten „Großstadt“ befindet, nämlich in Trier.

Das Ritual ist immer gleich. Mein Vater fährt sie zum Zentralen Omnibusbahnhof der kleinen Kreisstadt, dort steigt sie zusammen mit einer Freundin und einigen anderen RentnerInnen in den Theaterbus, der sie direkt zum Stadttheater Trier bringt. So muss man keinen Parkplatz suchen. In der Pause trinken die beiden einen Sekt – gegessen haben sie ja schon zu Hause etwas. Man muss nicht unnötig Geld ausgeben.

Seit Jahren – oder Jahrzehnten – geht das nun schon so. Ohne große Dramen, ausgenommen jene auf der Bühne. Fast schon stoisch ertrug meine Mutter zum Beispiel die zahlreichen Nackten, die aufgefahren wurden, um das Pensionärspublikum aus der Eifel zu erschrecken. Nur einmal war sie wirklich sauer, aber nur deshalb, weil ausgerechnet König Lear nackt auf die Bühne musste – „der Schauspieler war doch nun wirklich schon ein alter Mann, er hat mir leid getan. Außerdem konnte man förmlich sehen, dass ihm sehr kalt war.“

Seit einiger Zeit nun aber kracht und wummt es derart im Stadttheater Trier, dass man es sogar in Berlin und anderswo mitbekommt – was eigentlich nur ein gutes Zeichen sein kann. Die Quelle des Lärms ist unter anderem der Intendant Karl M. Sibelius: Österreicher, homosexuell und gelegentlich als transsexuelle Kunstfigur „Rose Divine“ auftretend. Immer gibt es Ärger mit irgendwas – und nun hat er auch noch das Budget überzogen. Zum Vorwurf gemacht wird ihm zudem von den Stadtoberen, dass sich „alteingesessene Abonnenten“ zurückgezogen hätten.

Zugegeben, meine Mutter war nun auch nicht zutiefst amused darüber, eine Aufführung des Musicals „Rent“ in der Kulisse einer öffentlichen Toilette anschauen zu müssen. Auch Dildos sollen auf der Bühne zum Einsatz gekommen sein. „Da waren schon einige, die den Saal unter Protest verlassen haben“, berichtete sie. Andererseits hat sie den Zweiten Weltkrieg, einen schwulen Sohn, der ihr jahrelang militant mit der Regenbogenflagge unter der Nase herumgewedelt hat, und, gerade erst letzten Sonntag, mannmännlichen Analverkehr im „Tatort“ überlebt. Und das alles, ohne AfD-Wählerin zu werden.

Das Problem ihrerseits besteht auch eher darin, dass sich Mitabonnenten aus ganz anderen Gründen zurückziehen. Ihre Freundin kann schon lange nicht mehr nach Trier mitfahren, der Gesundheit wegen. Und auch sonst treibt sie sich viel auf Beerdigungen rum.

Ins Stadttheater Trier aber fährt sie auf jeden Fall auch in Zukunft. Meine Mutter bleibt. Darum, Herr Sibelius: Show must go on.

Kolumne 152

19.5.2016

Martin Reichert Herbstzeitlos

Ein Eis in Eisenhüttenstadt

NICHT WENIGE ZWEIFELN DARAN, DASS EUROPA EINE ZUKUNFT HAT. DOCH DIE GEGENWART SPRICHT DAFÜR

Freunde hatten neulich einen kurzen Aufenthalt in der Schweiz. Warum auch immer, auf jeden Fall bekamen sie Hunger und Durst und wollten deshalb nicht gleich ein Sterne-Lokal aufsuchen. Sie entschieden sich also für Bratwurst und Bier an einer Bude für schlappe 42 Euro. Übertrieben? 42 Euro für beide zusammen. Beruhigt?

Nun wurden ja auch genau genommen Franken kassiert für die kleine Erfrischung am Zürichsee und die Schweiz ist nicht Mitglied der EU und die beiden Währungen sind entkoppelt. Und doch kann man auch innerhalb der EU ziemliche Überraschungen erleben, was das Gefälle der Lebens­arten angeht. So hatten mein Lebensgefährte und ich innerhalb von sieben Tagen drei exotischst divergierende Mahlzeiten im Schengen-Raum, als da waren ein Schinken-Baguette in Luxemburg, ein Schaschlik mit Pommes in Polen und ein Eis in Eisenhüttenstadt, Deutschland.

In Luxemburg-Stadt kostet schon eine Pizza Margarita schlappe 12 Euro, weshalb wir uns bei leichtem Nieselregen für eine Einkehr in die Filiale der eher trashigen französischen Bäckereikette Brioche Dorée“ entschieden und uns fragten, wie es denn möglich ist, dass es für internationale Konzerne so preiswert ist, sich im auf Hochglanz geputzten Luxemburg anzusiedeln, während wir uns nicht mal eine warme Mahlzeit leisten können. Gut, dafür war der Eintritt ins Natio­nalmuseum frei.

Ein Wochenende später hatten wir nun Hunger in Frankfurt an der Oder und fuhren zum Mittagessen nach Polen. Man muss nur die Stadtbrücke überqueren und schon ist man in Słubice. Gleich rechts das Restaurant „Douane“, in dem man so preiswert essen kann, dass sich weite Teile der übergewichtigen Bevölkerung Brandenburgs eingefunden hatte. Schnitzel-Pommes für sechs Euro! Und das Schaschlik schmeckte ausgezeichnet – auch den Polen, für die eine solche Mahlzeit vergleichsweise teuer ist, auf jeden Fall ein Sonntags­essen.

Beim anschließenden Eis in Eisenhüttenstadt roch es tatsächlich nach Eisen und Kohle, im Stahlwerk (mit Erlaubnis der EU-Kommission seinerzeit auch mit öffentlichen Geldern saniert) war wohl gerade Abstich oder dergleichen, dass es so etwas überhaupt noch gibt. Vor den sanierten Kulissen der ehemaligen DDR-Vorzeigestadt flanierten Rentner beiderlei Geschlechts, und das köstliche Schokoladeneis in der „Mokka-Milcheisbar“ kostete einen Euro pro Kugel, für Luxemburger ein Schnäppchen – und sogar für Berliner schon fast preiswert.

Beim kulinarischen Eurovision-Contest hatte wohl Polen die Nase vorn, zumindest was das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht.

Aber ist es nicht ein Wunder, dass es ein so komplexes Gefüge wie die erweiterte Europäische Union noch immer gibt? Allein das Wohlstandsgefälle müsste ein Zusammenleben eigentlich unmöglich machen. Es ist aber nicht so – irgendwie hat man es längst geschafft, sich einzurichten in dieser manchmal verrückten Europäischen Union mit ihren Gurkennormen. Und ohne ihre Schlagbäume und Passkontrollen.

L’Europe, douze point.

Kolumne 151

28.4.2016

Martin Reichert Herbstzeitlos

Dieser Tage

BIS HIN ZU PRINCE: DAS STERBEN WILL NICHT AUFHÖREN. EIN PAAR GEDANKEN ÜBER DAS FRIEDHOFSWESEN

Zum gehobenen Tourismus gehört nun einmal das Aufsuchen bestimmter Grabstätten – und gemeint ist hier keineswegs die Massengrabinstitution Pyramiden. Nein, hundsgewöhnliche Gräber auf Friedhöfen sollst du aufsuchen, insbesondere wenn du Städte­reisen unternimmst, und zwar besonders in Frankreich.

Am Grab von Jim Morrison auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise war ich zum ersten Mal mit 16 Jahren – und heute hat man dort mobile Sicherheitsgitter angebracht, wie man sie von Großveranstaltungen wie „Schah-Besuch in Deutschland“ oder dem „BMW Berlin-Marathon“ kennt. Seit meinem sechzehnten Geburtstag ist der Grabtourismus dort wohl so angeschwollen, dass umliegende Ruhestätten Schaden genommen hatten, auch Trampelpfade und Herumstehkuhlen waren bei meinem letzten Besuch deutlich zu erkennen. Als ob es auf dem Père Lachaise keine anderen Celebrities zu besuchen gälte: Balzac, Bécaud, Bizet – und das ist nur eine Auswahl aus der Rubrik B des Prominentenregisters. Aber nein, wer hier wandelt, wird beständig von bekifften Jungmenschen nach dem Weg zum toten Singer-Songwriter gefragt. Am besten lässt man ihnen ohne weitere Diskussionen die GPS-Daten per Snapchat zukommen.

Als ich nun letzte Woche beruflich in Südfrankreich war, nämlich in Nizza, gelüstete es mich nach dem nächtlichen Besuch des In-&-Out-Queerfilmfestivals, dem Aufsuchen des Blumenmarkts und einem Spaziergang an der Promenade des Anglais nach einem Friedhof. Die nette Frau vom Tourismusbüro erbot sich, mich zum Cimetière de Caucade zu chauffieren, dem „russischen Friedhof“ Nizzas, nicht weit vom Flughafen gelegen. Dort ist das Grab von Magnus Hirschfeld, dem Sexualwissenschaftler und Mitbegründer der ersten deutschen Schwulenbewegung. 1935 war er in Nizza gestorben, nachdem er nicht mehr nach Berlin hatte zurückkehren können (schwul, Jude, Kommunist). Das Grab befindet sich in Feld 9, rechts abgehend von der Avenue des Floristes, und die nette Frau vom Tourismusbüro hat sich womöglich schon die Frage gestellt, was sie hier eigentlich zu suchen hat, an einem solch sonnigen Freitagvormittag, 20 Grad im Schatten.

Zum Abschied hatte ich ihr angeboten, dass ich sie zu jedem Grab ihrer Wahl in Berlin bringen könne, falls sie einmal in die deutsche Hauptstadt zu reisen beabsichtige. Und wenn sie partout keine Idee hätte, welches, dann hätte ich sogar eine Idee: Auf dem (Selbstmörder-)Friedhof Grunewald-Forst liegt ja Nico (Warhols It-Girl, erstes Supermodel, Bataclan 72) alias Christa Päffgen (mit 50 vom Fahrrad gefallen auf Ibiza). Ich war erst letzten Samstag dort, um mal nach dem Rechten zu schauen. Jemand hat dort zwar einen rosafarbenen Kopfhörer deponiert, aber frischer Blumenschmuck war nirgends zu sehen. Überhaupt waren mein Freund und ich die einzigen Besucher auf diesem „Gottesacker“, den man nur mit dem Bus erreicht, weshalb die meisten bekifften jungen Menschen es nicht bis hierher schaffen.

Aber vielleicht brauche ich auch einfach mal ein neues Hobby. Schließlich lebe ich ja hier.

Kolumne 150

17.3.2016

Martin Reichert Herbstzeitlos

Friede, Freude, Eierschecke

KÖNNEN MENSCHEN, DIE SO GUT BACKEN, WIRKLICH SCHLECHT SEIN? ZU BESUCH IN DER FREMDEN HEIMAT DRESDEN

Wahrnehmungsverschiebungen bekommt man auch ohne Drogen ganz gut hin. Man muss nur mal kurz die Perspektive wechseln – oder, so wie ich, versuchen, seinem slowenischen Lebensgefährten Deutschland zu erklären. In letzter Zeit komme ich verstärkt in Erklärungsnöte, aber im Großen und Ganzen hilft es ja nichts: In unserem Zweiergespann bin ich nun mal der Experte für hiesige Gepflogenheiten.

Gestern nun waren wir zum ersten Mal zusammen in der sächsischen Landeshauptstadt Dresden. Von Berlin aus betrachtet, fährt man mit dem Auto zwei Stunden durch den Wald, rollt dann einen Berg runter und findet in einem Flusstal eine ziemlich große Stadt mit Restbarock in der Mitte.

Ungefähr doppelt so viele Einwohner wie Ljubljana hat Dresden, aber kriegsbedingt mittlerweile weniger Barock als die slowenische Hauptstadt. „Sogar der Fluss hat gebrannt, wegen der Phosporbomben“, erzähle ich, und wir können es beide kaum glauben, als wir von den Elb­terrassen aus in Richtung Dresden-Neustadt schauen. Einen richtigen König gab es hier einmal, im „Florenz an der Elbe“, und es gibt auch ein imposantes Opernhaus.

Besser zusammengefasst wird die lokale Geschichte nur in einer Broschüre des traditionellen Dresdner Cafés, in dem wir „Eierschecke“ und noch ein anderes, besonders flamboyantes Backwerk mit Marzipandekoration bestellen. Man sieht ein Bild von August dem Starken, dann eine ausgebrannte Ruine mit der Jahreszahl 1945 und schließlich die Frauenkirche, „wiedererrichtet von allen Deutschen nach der Wiedervereinigung“, erkläre ich. Geht man hinein und blickt nach oben, kann man auch glauben, in eine luxuriös gestaltete Mall geraten zu sein.

Und dann ist da noch ein zeitgenössisches Phänomen namens Pegida. Wie soll man das nun erklären? Leute, die irgendwie gegen alles sind, mit dem Schwerpunkt auf dem Fremden, dem Neuen und insbesondere dem Islam als Ganzem? Und das in dieser so kultivierten, geschichtsträchtigen Stadt?

Mein Freund fühlte sich in Dresden eher wie in Prag, die Kaffeehauskultur erinnerte ihn an Wien. Und als wir uns schließlich mit dem Auto in den Dresdner Feierabendverkehr fädelten, um aus der Stadt zu gelangen, wurden wir sehr freundlich behandelt. Man ließ uns zuvorkommend die Spur wechseln, gab uns den Vortritt an Ampeln. Kein Hupen nirgends, und das trotz unseres ausländischen slowenischen Kennzeichens.

Also doch europäisches Abendland at its best mit Weltoffenheit und sagenhaft guten Torten statt Tal der Ahnungslosen forever? Man kann ja eine ganze Stadt nicht über einen Kamm scheren, bloß weil hier an Montagen irgendwelche Spinner spazieren gehen. Und überhaupt: die Oper!

Nur als uns schließlich ein besonders stiernackiger Herr wohlwollend durch die Seitenfenster betrachtete, kam mir der bedrückende Gedanke, dass man uns als „Slowenen“ gerade besonders sympathisch finden könnte, weil „wir“ ja schließlich als Erste die Balkanroute geschlossen haben.

Fremd im eigenen Land – so also fühlt sich das an.

Kolumne 149

25.2.2016

Martin Reichert Herbstzeitlos

Sag mir, wo du stehst

MAN DENKT, DASS MAN EINFACH NUR IN BRANDENBURG SPAZIEREN GEHT. DABEI BEBT UM EINEN HERUM DIE NACHKRIEGSORDNUNG

Noch vor nicht allzu langer Zeit war mein Lebensgefährte einfach ein EU-Bürger aus dem Schengenraum, der in Berlin gemeldet ist und hier arbeitet. Doch im neuen Deutschland ist er längst zum „Wirtschaftsflüchtling“ mutiert. Als Slowene stammt er zwar nicht vom „Westbalkan“, wird aber aufgrund seines mediterranen Äußeren – inklusive Schnurrbart – irgendwo unter „Nordafrikaner“ verbucht. Nur in Berlin-Kreuzberg und Neukölln wird er prinzipiell auf Türkisch begrüßt, Merhaba.

Hier in Neukölln, wo alle Englisch sprechen, versucht er gerade, seine in der Mittelstufe erworbenen Deutschkenntnisse aufzufrischen mithilfe von Langenscheidt-Schulmaterialien aus den späten Achtzigern. In dem in diesen Deutschbüchern dargestellten Deutschland-West geht es ständig um Verbote, Verbotsschilder und Diskussionen über Verbote und Verbotsschilder („Sie dürfen hier nicht parken. Haben Sie das Schild nicht gesehen?“).

Da es die BRD aber nunmehr so wenig gibt wie Jugoslawien, übernehme ich das mit der Landeskunde lieber selbst. Um meinem Freund das totalitäre Erbe Gesamtdeutschlands zu vermitteln, fuhr ich also mit ihm in den brandenburgischen Wald.

Schwarze Pädagogik? Nein, so einfach habe ich es mir nun auch nicht gemacht. Es handelte sich um einen Ausflug zur ehemaligen FDJ-Hochschule in Bogensee bei Berlin, einem von Hermann Henselmann („Stalin-Allee“) entworfenen Ensemble im Stil des Sozialistischen Klassizismus, das nun einmal mitten im Wald liegt. Und das auch noch direkt neben Goebbels’ehemaligem Landsitz. Hier begrabschte der Propagandaminister einst UFA-Schauspielerinnen – und genau hier hielt 1946 die FDJ unter Erich Honecker ihre ersten Seminare ab.

Nun stapften wir also durch eine Geistersiedlung mit bröckelndem Putz, und ich war plötzlich ganz froh, dass hier in dieser Einöde tatsächlich kein Mensch war: Als Homopaar kann man sich ja noch einigermaßen unsichtbar machen, indem man auf körperliche Nähe verzichtet. Aber wie seine Fremdheit verbergen, die zwar keiner richtig benennen kann, aber doch sofort erkennt?

Und da ist man ja dann schon mittendrin im Kapitel „Totalitäres Erbe“ Gesamtdeutschlands, wenn auch mit einem Schwerpunkt Ost: zwei Diktaturen hintereinander, erst Nazi-Landhaus, dann Komsomol-Kaderschmiede. Da bröckelt nicht nur der Putz an den Fassaden, da bröselt es auch im Hirn.

Kurz noch dachten wir darüber nach, wie tragisch es doch ist, dass all diese Gebäude leer stehen, während anderswo Flüchtlinge in Zelten und Traglufthallen hausen müssen. Aber wirklich nur kurz – in diesem seltsam verschatteten Umfeld sollte überhaupt keiner wohnen müssen.

Auf der Rückfahrt nach Berlin stellten wir fest, dass er als kleiner Junge das FDJ-Lied „Partisanen vom Amur“ in der slowenischen Variante gesungen hat, „Partizanska pjesma“. Und dass wir beide einer Generation angehören, für die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs der Traum eines geeinten Europas eigentlich längst Wirklichkeit geworden ist.

Tatsächlich?

 

 

Kolumne 148

3.2.2016

Martin Reichert Erwachsen

Die Gegenwart ist ein Zeitloch

ENTWICKLERFLÜSSIGKEIT, SCHREIBMASCHINEN UND PETERSBURGER HÄNGUNG

Derzeit gibt es für mich nichts Schöneres, als mich in Zeitlöcher fallen zu lassen. Es ist angenehm, wenigstens vorübergehend in die Vergangenheit flüchten zu können. Letzte Woche lief ich an einem Fotofachgeschäft vorbei, aus dem es nach Entwicklerflüssigkeit roch. Ein sehr spezieller, säuerlicher Duft aus der Zeit der Analogfotografie.

Mit einem Schlag war ich wieder vorpubertierend in den 80er Jahren. In einem Kellerraum mit Rotlicht Fotopapier in eckige Plastikschalen tauchend, Metallzangen brauchte man dafür. Was für ein kleines, sich wiederholendes Wunder war das, wenn man auf dem belichteten Papier die ersten Umrisse eine Motivs erkannte, die sich dann innerhalb kurzer Zeit zu einem Bild verdichteten. Ein Ausschnitt der Wirklichkeit, den man vor einiger Zeit ausgesucht und nun zu neuem Leben erweckt hatte. Eine Wiederbegegnung mit einem Moment – zugegeben, derart geschwollene Gedanken hätte ich mir damals gar nicht erst gemacht, blöder Teenie, der ich war. Wahrscheinlich dachte ich eher, dass ich mir gerade Zukunftstechnologien aneigne.

In einem Film sah ich vorgestern eine elektrische Schreibmaschine mit Korrektur-Display, was einmal – vielleicht Anfang der Neunziger – als neuester Schrei der Bürotechnologie galt.

Aber leider funktioniert es nicht immer, das mit den Zeitlöchern. Manchmal muss man nachhelfen, zum Beispiel mit Fragen. „Wie war es eigentlich im Insel-Berlin der Achtziger?“ Sitzt man in der richtigen Runde, so wie ich gestern, muss man nur noch zuhören und ist auf den schönsten Trips.

Meine Lieblingsfilmsequenz des Abends: Irgendwo in der westdeutschen Provinz hatte ein findiger Mann den legendären Berliner Club „Dschungel“ nachgebaut. Und dort, so die glaubhafte Schilderung, war die Atmosphäre sogar noch viel besser als im Original in der Nürnberger Straße. Was für ein schönes Zeitloch, in dem einerseits bereits kühle New-Wave-Musik gespielt wurde und andererseits junge Schwäbinnen mit Hippie-Blusen und Fußkettchen mit Glöckchengebimmel herumliefen.

Auch schön war es in dem Neunziger-Zeitloch, in das ich neulich geraten bin. Auch wenn mir Neunziger-Zeitlöcher ein bisschen unheimlich sind, weil ich eigentlich denke, dass das doch erst gestern war. Das Loch tat sich in einer Bar in Berlin-Mitte auf, in der ich früher oft am helllichten Tage Sekt getrunken habe, den ich mir gar nicht leisten konnte. Es gibt sie noch immer, auch wenn sie jetzt anders heißt.

In meiner Zeitloch-Gegenwart waren das alte rote Sofa mit der steilen Lehne wieder da und die Bilder in Petersburger Hängung und die Wirtin mit ihrem kalkweißen Vampirgesicht. Die Leute um mich herum, die alle aussahen, als seien sie gerade aus der U-Bahn gestiegen – und zwar in München –, waren hingegen verschwunden.

Und so möchte es doch bitte weitergehen. Lieber fahre ich endlos Vergangenheitsgeisterbahn, als mich dem Panoptikum der Gegenwart auszusetzen, in dem die Damen von Storch und Petry Karussell fahren. Dumm nur, wenn auch die Gegenwart ein Zeitloch ist, das einen in das Jahr 1932 zurückkatapultiert.

Kolumne 147

23.12.2015

Martin Reichert Erwachsen

Ein bisschen Hass

WARUM WEIHNACHTEN MICH UND MEINEN FREUND ENTZWEIT UND WAS DAS MIT DEM LEBENSMITTELHÄNDLER ZU TUN HAT

Es ist nicht die Religion, die einen Keil zwischen meinen Freund und mich treibt. Ich bin exevangelisch und er hat gar keine Religion. Vielmehr sind es Hamburger Reklamefritzen, die heuer einen äußerst erfolg­reichen Weihnachtsspot für den Lebensmittelhändler Edeka gestaltet haben. Sie wissen schon: Der Spot, in dem der nette Opa behauptet, tot zu sein, damit seine Familie doch noch den Arsch hochbekommt und an Weihnachten nach Hause kommt.

Nach diesem rührseligen Spot war es um uns geschehen und die vorübergehende Überlegung, das Coca-Cola-Fest gemeinsam in Berlin mit schwulen Freunden zu verbringen, obsolet. Stattdessen fliegt er nun zu seinem alleinstehenden Vater (!) nach Slowenien und ich veranstalte eine Deutschlandreise mit dem Auto. Achthundert Kilometer bis zu meinen betagten Eltern, die ich dann vierhundert Kilometer weiter zu meinem Bruder chauffiere. Gut für das Klima ist das alles nicht, aber das ist Edeka scheinbar egal. Und wir sind getrennt.

Im Haus des Vaters in Slowenien darf das Wort „Homosexualität“ nicht ausgesprochen werden, und eben dort, in den Dörfern Sloweniens, wurde gerade per Referendum erfolgreich die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtlich Liebende kassiert. Dank freundlicher Unterstützung durch die Glaubens-Company aus Rom. Und auch ich werde das „Thema“ in den kommenden Tagen der heiligen Familie tunlichst vermeiden, denn sonst droht ein rascher Abbruch der Harmonie. Und meine rasche Abreise. Ich will einfach nicht hören, dass schwule Weihnachtsmärkte ein Problem für die religiöse Entfaltung von Kleinkindern sind und dass das „Thema“ überhaupt von Kindern ferngehalten werden müsse, damit sie nicht auf falsche Gedanken kommen. Ich will das nicht hören, jedenfalls nicht im Kreis meiner eigenen Familie.

So bekommt man dann die Religion doch wieder reingedrückt. In Form von Hassbotschaften, Kränkungen, Abwertungen. Wie gruselig das eigentlich ist. Sicher, auch als ich ein Kind war, war das Weihnachtfest nicht 1 a religiös, sondern deutlich säkular-konsumistisch überlagert. Aber ich konnte noch in aller Unschuld an das Christkind glauben, dass ich zwar irgendwie nie mit Jesus, sondern eher mit der Spielzeugabteilung von Karstadt in Verbindung gebracht hatte, aber immerhin. Und heute, als Erwachsener, sind mir die Weltreligionen nahezu in Gänze zum existenziellen Feind geworden.

Wenn ich das Wort Religion nur höre, sehe ich katholischen Klerus perfide gegen Gleichstellungspolitik intrigieren. Ich sehe orthodoxe Juden, die Gay-Pride-TeilnehmerInnen in Tel Aviv abstechen. Ich sehe IS-Verbrecher, die Schwule von Hochhausdächern schubsen, und Evangelikale, die in Afrika Regime unterstützen, die Homosexuelle mit der Todesstrafe bedenken. Und immer heißt es, es seien Religionen und Botschaften der Liebe. Und so weiter.

Es ist wirklich besser, man denkt nicht darüber nach. Heute gehen wir noch mal zusammen auf den Weihnachtsmarkt, mein Freund und ich. Und dann trennen sich unsere Wege. Alles nur wegen Edeka.

Kolumne 146

9.12.2015

Martin Reichert Apocalypse Now

Wo sind die Gifte von gestern?

DER REGEN: SAUER UND RADIOAKTIV, DER WEIN: FROSTSCHUTZMITTELGETRÄNKT, DAS SPIELZEUG: WEICHMACHERVERSEUCHT

Früher war alles noch schlimmer. Kaum hatte der Club of Rome seinen Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ veröffentlicht, wurde ich geboren, also im Jahr 1973. Prompt gab es den ersten autofreien Sonntag, was aber eher der Ölkrise als einem gestiegenen Umweltbewusstsein geschuldet war. Schon als Krabbelkind kaute ich auf Weichmachern herum, und als ich gerade laufen konnte, war mein erster Spielplatz eine zugeschüttete Müllkippe, auf der sich ein paar Hecken und Sträucher mühten, ursprüngliche Natur zu simulieren.

Club of Rome hin oder her, ich wuchs weiter. Und je größer mein persönliches Wachstum, desto intensiver schwanden die begrünten Flächen in meiner Umgebung zugunsten allgemeiner Bebauung und Oberflächenversiegelung. Bereits als Neunjähriger beteiligte ich mich an diesen Eingriffen in die Schöpfung, indem ich mit Hilfe eines Klappspatens einen Bach umleitete, der in Wahrheit ein Abwasserrinnsaal mit schaumig-gelber Krone war.

Ich erinnere mich an Autofahrten mit geschlossenen Fenstern, bei denen Kette geraucht wurde. An extreme Sonnenbrände, weil man immer „an die frische Luft“ sollte, obwohl dort das Ozonloch lauerte. Schutz boten höchstens die Kondensstreifen der zahlreichen Militärjets, die im Tieflug vorbeidonnerten.

Im Wein war seinerzeit Frostschutzmittel, aber für uns Kinder hatte man ganz andere Toxine: Man trank nach Chemie schmeckende „Limonaden“ aus Metalltüten und als Nachtisch wurden schaumig-schrille Cremes gereicht. Ich schwamm im Rhein und bekam rötlich-juckenden Ausschlag. Ich schwamm in Schwimmbädern, die überchlort waren, und in Seen, die aufgrund von Überdüngung längst umgekippt waren. Mit meinen Cousinen spielte ich im Schatten eines AKWs, das in einem Erdbebengebiet errichtet worden war.

In den Achtzigern dann wurde der Regen zuerst sauer und später radioaktiv. Und ich immer mittendrin mit meinem Fahrrad, während die Erwachsenen sicher waren in ihren Autos, die noch mit verbleitem Benzin fuhren. Eine eventuell in diesem Alter aufkeimende Sexualität wurde unter massiver Todesangst erstickt. Aids.

Als Abiturient wollte ich schließlich meinen Vater überreden, einen Katalysator für das Familienauto nachzurüsten, was dieser mit dem Argument ablehnte, dass der Motor dann an Leistung verlöre. Aus lauter Verzweiflung fing ich dann selbst das Rauchen an. Was für eine Ausrede. Schade eigentlich, dass irgendwann der Punkt kommt, an man selbst die Verantwortung übernehmen muss. Im gleichen Jahr, in dem ich mit dem Rauchen anfing, buchte ich meine erste Flugreise.

Die Studie „Die Grenzen des Wachstums“ wurde unter anderem von der Volkswagenstiftung finanziert. Haha. Aufgabe der Studie war es zu zeigen, dass das individuelle lokale Handeln aller globale Auswirkungen hat, die jedoch nicht dem Zeithorizont und Handlungsraum der Einzelnen entsprechen. Und ich weiß gerade nicht, ob es ein Trost ist, dass die Missstände aus dem Kindheitszeithorizont weitgehend behoben wurden, weil ich im Handlungsraum meines Erwachsenseins so viel Mist verbockt habe.